Ich hatte bereits früher ein Internetradio auf Basis eines Atom-Boards gebaut. Dies brauchte jedoch viel Strom und hatte laute Lüfter. Daher erschien mir dieses Gerät ideal als kleines und stromsparendes Internetradio.
Zutaten
- VoD-Client Motorola VIP1710 (für 5 Euro)
- Steckernetzteil 5V, 2 bis 3A
- Verstärker und Lautsprecher
- Infrarot-Fernbedienung
- USB-Stick mit mind. 64 MByte
- ggf. Mikrocontroller und Kleinteile wie Schalter
Beschreibung
Seit geraumer Zeit gibt es den Video-on-Demand-Client der Firma Motorola aus der Insolvenzmasse von KPN für 5 Euro im Internet zu kaufen. Dieses Gerät war einmal dazu gedacht, Filme über das Internet auf dem heimischen Fernseher zu übertragen. Die Box wurde unter anderem vom Restpostenversand Pollin als "formschönes Gehäuse mit interessantem Innenleben für Bastler" vertrieben und beherrbergt einen ATI-Xilleon-MIPS-Prozessor, 128 MByte RAM, 128 MByte Flash. Externe Anschlüsse für S-Video, Composite, SCART, sowie SPDIF und Cinch für die Audioausgabe sind vorhanden. Die Internetanbindung erfolgt über einen 100-MBit-Netzwerkanschluss.
Mit der Original-Firmware von Motorola ist es bereits möglich, Filme im MPEG2-Format wiederzugeben und im Mikrocontroller.net-Forum entstand schnell eine große Gemeinde, die sich die Umwidmung der Box für eigene Projekte auf die Fahnen schrieb.
Nachdem Hans-Werner Hilse einen Exploit für die Firmware heraustüftelte, mit dem es möglich ist, eigene Skripte vom USB-Stick während der Startsequenz der Box auszuführen, entstanden einige interessante Projekte – neben meinem Internetradio etwa auch einen VDI-Client, sowie die Möglichkeit, die Box mit einer USB-Webcam als Netzwerkkamera zu verwenden.
Um die Box als Internetradio zu verwenden, genügt es, zunächst den Exploit zu installieren, anschließend das Archiv mit der "Distribution" auf einen ext2-Formatierten USB-Stick zu entpacken, diesen einzustecken und die Box zu booten. Nach einer Weile erscheint auf dem Video-Ausgang das Bild eines Radios und die Box beginnt den ersten Radio-Sender abzuspielen. Die Bedienung kann jedoch gänzlich ohne Monitor über eine Infrarot-Fernsteuerung erfolgen oder bequem am Computer über das eigens entwickelte Webinterface. Die Eingaben werden jeweils über eine Sprachausgabe erläutert; so wird z.B. der Name des Radiosenders angesagt, bevor der Stream abgespielt wird.
Es gibt auch ein Video zur Installation auf YouTube.
Zu den Features gehören:
- Webinterface zum Steuern des Radios
- Steuerung über IR-Fernbedienung
- Sprachausgabe der Funktionen
- Wecker mit verschiedenen Weckzeiten für jeden Tag der Woche, sowie frei programmierbaren Weckzeiten
- Temperaturansage aus weather.yahoo.com beim Wecken
- Schlummermodus: das Radio spielt zum Beispiel noch 20 Minuten Musik und wird in den letzten drei Minuten langsam leiser, bis es sich abschaltet.
Damit dies aber nicht nur ein Software-Hack bleibt, besteht die Möglichkeit, über die beiden Tastpunkte (TP141 und TP142) auf der Platine der Box direkt den USB-Stick anzulöten, damit dieser im Gehäuse verschwinden kann. Die Stromversorgung des USB-Sticks kann dann z.B. direkt von der Hohlbuchse erfolgen.
Eine weitere Möglichkeit der Eingabe von Befehlen stellt die auf der Platine vorhandene serielle Konsole dar. Hierüber lassen sich mit einem Mikrocontroller direkt Befehle für beispielsweise am Gerät montierten Senderwahltasten einschleusen.
Ein Mitglied im Mikrocontroller.net-Forum hat auch direkt in das Gehäuse kleine Lautsprecher und einen Verstärker eingebaut, sodass man keine externe Stereoanlage mehr benötigt. Über die Power-LED oder den Mikrocontroller an der seriellen Konsole ließe sich auch ein externer Verstärker ein- und ausschalten.
Weitere Infos und Downloads zum Projekt gibt es auf der Webseite des Autors.
(cr)
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