Microsoft am Ende des "wichtigsten Jahres in der Firmengeschichte"

Die Markteinführung von Windows 8 sowie den neuen Server- und Office-Anwendungen mache 2012 zum wichtigsten Jahr in der Geschichte von Microsoft, hatte CEO Steve Ballmer verkündet. An der Schwelle zu 2013 fällt das Resümee eher durchwachsen aus.

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Von
  • Matthias Parbel

Unter Erfolgszwang: Steve Ballmer, CEO, Microsoft

(Bild: Heise)

Vorschusslorbeeren verteilte Microsoft-Boss Steve Ballmer als er zur Jahresmitte verkündete, 2012 werde das wichtigste Jahr in der Firmengeschichte des Software-Konzerns aus Redmond: Windows 8 sei "der größte Deal seit 17 Jahren" lautete die Botschaft des CEO an die gut 16.000 in Toronto zur alljährlichen WPC versammelten Partner. Die Hoffnungen des Microsoft-Chefs konzentrierten sich dabei auf das Versprechen, Windows 8 und seine Ableger RT sowie Windows Phone 8 könnten verlorengegangenes Terrain zurückerobern. Denn Microsoft ist zwar unangefochtener Herrscher auf Desktop-PCs und klassischen Notebooks, doch die Musik in der ITK-Branche spielt inzwischen auf Smartphones und Tablets – mit rasant wachsenden Nutzerzahlen.

Im aufstrebenden Mobilsektor geben indessen andere Marktspieler den Ton an – Apple mit iOS als Wegbereiter und Googles Android als neuer Shootingstar. Konsequenterweise richtete Ballmer denn auch seine Kampfansage in Richtung des iPhone- und iPad-Herstellers: "Wir möchten unmissverständlich klarmachen, dass wir Apple keinerlei freien Raum mehr lassen werden." Mit dem hauseigenen Tablet Surface RT und Windows Phone 8-Geräten (primär von Nokia) geht Microsoft seither auf Kundenfang – unter Consumern wie auch gewerblichen Anwendern. Während die Tablets auf der ARM-Plattform bisher nur gemäßigtes Interesse auf Seiten der Kunden auslösen, wie auch Microsoft-Chef Ballmer einräumt und sich die Hoffnungen auf die ab Januar verfügbaren Surface-Tablets mit Windows 8 Pro fokussieren, steht Windows Phone 8 im Smartphone-Geschäft noch immer in den Startlöchern. Denn während der bisherige Platzhirsch bei den Business-Kunden, RIM, seine führende Marktposition verliert, kommt Microsofts Smartphone-OS nicht in Fahrt. Die Analysten von IDC hatten zunächst optimistisch prognostiziert, dass neben Android schon 2016 Windows Phone auf Rang 2 der Bestenliste stehen würde – mit gut 20 Prozent Marktanteil. Diese Einschätzung hat IDC inzwischen allerdings wieder deutlich revidiert: In den kommenden 4 Jahren werde Windows Phone wohl nur auf bis zu 11 Prozent Marktanteil kommen.

"Eine neue Ära - Gemeinsam" lautete der Leitspruch auf Microsofts weltweiter Partnerkonferenz im Juli 2012 in Toronto.

Deutlich besser schlägt sich da schon heute Windows 8. Etwaigen Unkenrufen zum Trotz entwickelten sich die Verkaufszahlen der neuesten Windows-Version sogar noch besser als das ebenfalls schon sehr erfolgreiche Windows 7, wie Oliver Gürtler, Leiter Geschäftsbereich Windows, Microsoft Deutschland, im Gespräch mit heise resale unterstrich. Allerdings manövriert sich Microsoft mit der Parallelvermarktung von Windows 8 und Windows 7 in ein gewisses Dilemma. Denn speziell im so wichtigen Geschäftskundenumfeld haben bisher nur etwa die Hälfte aller Unternehmen schon die Migration auf Windows 7 vollzogen. Und es gibt noch immer eine große Zahl von XP-Usern, die ab Ende 2013 weitestgehend auf Support verzichten werden müssen. Im Hinblick auf die dadurch zwingend anstehenden Migrationsprojekte sieht Microsoft-Manager Gürtler ernsthafte Ressourcenengpässe – nicht nur bei Microsoft, sondern vor allem auch in den Reihen der Channel-Partner. Zumindest dürfte diese Situation den Vertriebspartnern in den nächsten 12 bis 15 Monaten volle Auftragsbücher bescheren. (map)