Zwei Drittel der Abiturienten fürchten sich vor den Kosten eines Studiums

Einer Allensbach-Studie zufolge sind Finanzierungsprobleme der Hauptgrund für die Entscheidung gegen ein Hochschulstudium.

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Von
  • Frank Möcke

Geldsorgen führen oft zu der Erwägung eines Studienverzichts beziehungsweise eines -abbruchs. Das hat eine repräsentative Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach unter gut 4000 Abiturienten sowie Studenten in den ersten Semestern ergeben. Die Erhebung wurde im Auftrag des Reemtsma Begabtenförderungswerks im April 2009 durchgeführt. Sie ist jetzt komplett und als Kurzfassung veröffentlicht worden.

Für Abiturienten und Studienanfänger sind danach Finanzierungsprobleme der Hauptgrund für die Entscheidung gegen ein Hochschulstudium. Gut zwei Drittel aller Abiturienten befürchten zu hohe finanzielle Belastungen während des Studiums. Etwa jeder Dritte ist besorgt wegen der Anhäufung möglicher Schulden.

Die Absicht zu studieren ist direkt von der Finanzierbarkeit abhängig: 79 Prozent derjenigen Abiturienten, die keine Probleme bei der Finanzierung ihres Studiums erwarten, haben fest vor, zu studieren. Unter den Schulabgängern, die große Probleme bei der Studienfinanzierung erwarten, sind dies nur 44 Prozent.

Jeder zweite Student mit Finanzierungsproblemen denkt über einen Studienabbruch nach. Demgegenüber trifft dies bei den Studenten ohne Finanzierungsprobleme nur jeden Fünften. Studenten, die derzeit an einen Abbruch ihres Studiums denken, sagen zu insgesamt 75 Prozent, ihnen falle die Finanzierung ihres Studiums "eher schwer" (56 Prozent) oder sogar "sehr schwer" (19 Prozent).

Zwei Drittel aller befragten Studenten im 1. bis 4. Semester werden von ihren Eltern finanziell unterstützt, 10 Prozent von anderen Familienangehörigen. 60 Prozent verdienen sich ihre Studien ganz oder teilweise durch Jobben neben dem Studium. Knapp jeder Dritte erhält BAföG. 10 Prozent finanzieren ihr Studium durch andere Darlehen und Kredite, 23 Prozent können auch auf Erspartes oder eigenes Vermögen zurückgreifen. 7 Prozent studieren dual, in Kombination mit einer betrieblichen Ausbildung. Sie erhalten finanzielle Mittel vom Arbeitgeber. Nur 4 Prozent genießen ein Stipendium.

Rolf Dobischat, Präsident des Deutschen Studentenwerks beklagt, dass viele Studierende unter finanziellen Druck stehen. Er erhofft sich von einer zurzeit durchgeführten Sozialerhebung empirische Fakten, um die Politik, die Hochschulen und die Öffentlichkeit informieren zu können, damit diese die wirtschaftliche Realität der Studierenden kennenlernen.

In diesem Zusammenhang haben 75.000 Studierende Fragebögen erhalten. Deren Auswertung soll unter anderem darüber Auskunft geben, wie sehr Studiengebühren den studentischen Geldbeutel belasten. Weiter will das Studentenwerk wissen, welchen Studienaufwand Bachelor-Studierende betreiben müssen. Im Frühjahr 2010 sollen die Ergebnisse vorliegen. (fm)