Furcht vor Industriespionage bei Hamburger Unternehmen gewachsen

Mitarbeiter werden ausgehorcht oder elektronische Angriffe gestartet - es gibt viele Wege, Konkurrenten auszuspähen oder Wirtschaftsspionage zu betreiben. Hamburgs Unternehmen erleben das laut einer Umfrage des dortigen Verfassungsschutzes immer öfter.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 18 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • dpa

Die Angst Hamburger Unternehmen, von der Konkurrenz ausgespäht zu werden, hat einer Umfrage zufolge stark zugenommen – und zwar schon vor Bekanntwerden von Prism et cetera. Nach einer Untersuchung des Verfassungsschutzes gingen 2012 rund 70 Prozent der befragten Firmen von einer ernstzunehmenden Bedrohung aus. "Das ist im Vergleich zur letzten Umfrage 2009 eine merkliche Steigerung um rund 12 Prozent", sagte Hamburgs Verfassungsschutzchef Manfred Murck der Deutschen Presse-Agentur dpa.

An der nun veröffentlichten Umfrage des Verfassungsschutzes, die beim "Wirtschaftsschutztag" Ende Oktober 2012 erfolgte, hatten sich 51 Unternehmen beteiligt. Rund die Hälfte der Unternehmen fürchten sich zudem vor Wirtschaftsspionage durch ausländische Nachrichtendienste – diese Zahl ist konstant geblieben.

Die Umfrage erfolgte noch vor Bekanntwerden der Spähaffäre um den US-Geheimdienst NSA. "Ich bin mir sicher, gerade diese Zahl würde heute noch höher liegen", erklärte Murck. Eine Ursache der wachsenden Sorgen ist nach Einschätzung des Verfassungsschutzes die größere Zahl der tatsächlich betroffenen Firmen: Acht Prozent der Unternehmen gaben 2012 an, kürzlich von einem Wettbewerber ausgespäht worden zu sein – umgangssprachlich wird das auch Industriespionage genannt. 2009 waren es nur die Hälfte. "Dabei geht es meist um technologisches Wissen und die Unternehmensstrategie", erklärte Murck.

Opfer von Wirtschaftsspionage wurden laut Umfrage vier Prozent der Unternehmen in der Hansestadt, drei Jahre zuvor berichtete kein Unternehmen von solchen Attacken fremder Nachrichtendienste. Man wolle die Daten nicht überbewerten, der Trend zeige jedoch eine problematische Entwicklung, betonte Murck. Dabei hat sich der Weg zur Spionage verändert: Seltener wird bei den Unternehmen eingebrochen, eine Zunahme gibt es dagegen bei den IT-Attacken. Laptops und Smartphones seien oft das Ziel der Angriffe, erklärte Murck. Vor allem Firmen, die in China tätig sind, fürchten sich vor Wirtschaftsspionage. Die Unternehmen sollten ihre Aufmerksamkeit für Spionagegefahren weiter schärfen, erklärte Murck. "Viele Unternehmen sind in diesen Fragen wohl nach wie vor etwas blauäugig."

Der Schutz sei auch ein Kostenfaktor und insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen verfügten dafür oft nicht über die notwendigen Ressourcen. Interessierte Unternehmen könnten das Beratungsangebot "Wirtschaftsschutz" des Hamburger Verfassungsschutzes nutzen. Für 2014 plant die Behörde zudem wieder einen "Wirtschaftsschutztag". (js)