Elektronische Gesundheitskarte: AOK gegen übereilte Einführung

Erst wenn die Funktionsfähigkeit der telematischen Infrastruktur zweifelsfrei nachgewiesen sei, sollte die eGK eingeführt werden, meint der AOK-Chef.

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Von
  • Detlef Borchers

In einem Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung hat sich der AOK-Bundesvorsitzende Hans-Jürgen Ahrens gegen die schnelle Einführung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) ausgesprochen. Ahrens zufolge ist der aktuelle Zeitplan sehr ehrgeizig und berücksichtigt nicht die notwendigen Tests. Erst wenn die Funktionsfähigkeit der telematischen Infrastruktur zweifelsfrei nachgewiesen sei, sollte die eGK eingeführt werden, meint der AOK-Chef, der allerdings den Rollout einer "Basisgesundheitskarte" im Interview befürwortete.

Mit seiner Warnung vor einer übereilten Einführung reagierte Ahrens offenbar auf Berichte, nach denen die ersten Online-Tests der neuen Karte ausgesprochen schlechte Resultate produzierten. Außerdem setzte sich Ahrens mit den Forderungen der Bundesärztekammer auseinander, die das Prinzip der Freiwilligkeit bei der Online-Anbindung und beim Ausstellen von elektronischen Rezepten fordert: "Erst wenn zum Beispiel das elektronische Rezept möglich wird, haben wir eine Chance, die hohe Kosten der neuen Karte durch Einsparungen wieder hereinzuholen," erklärte Ahrens gegenüber der Zeitung, ohne allerdings die Höhe der Kosten zu nennen.

Im Interview verglich Ahrends die Funktion der Gesundheitskarte mit denen einer Bankkarte. Beide seien durch ein strenges Sicherheitssystem geschützt. Die eGK funktioniere wie beim Bankautomaten mit einer Geheimnummer, nur mit dem Unterschied, dass medizinische Informationen statt Geld abgehoben und eingezahlt werden können. In Anbetracht der Tatsache, wie begehrt Bankkarten und Bankdaten bei Betrügern sind und welche Rolle Geld für die Banken spielt, schwächte Ahrens den Vergleich allerdings ab. "Die Krankenkassen werden keinen Zugriff auf die medizinischen Daten der Versicherten haben", erklärte Ahrens. Ohne die mit der PIN dokumentierte Einwilligung des Patienten und der PIN von Arzt oder Apotheker habe niemand Zugriff auf sensible Daten. Der AOK-Bundesvorsitzende betonte dabei, dass für die 2009 ausgegebenen Basiskarten keine Geheimnummern nötig seien, die besonders für ältere Menschen noch zu schwierig seien.

Einen Hintergrundartikel zur Technik hinter der elektronischen Gesundheitskarte bringt c't in der nächsten Ausgabe (ab Montag, den 18. August, im Handel:

  • Karte ohne Eigenschaften, Die Infrastruktur für die elektronische Gesundheitskarte, c't 18/08, S. 76

Zur elektronischen Gesundheitskarte siehe auch:

(Detlef Borchers) / (jk)