Französische Städte entdecken das Fahrrad

Ab heute können Pariser eines von 10.000 Fahrrädern "ausleihen"

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Die Franzosen sind als Radnarren während der Tour de France bekannt, doch sie sehen Fahrräder eher als Sportgeräte denn als Fortbewegungsmittel. So kommt es, dass beispielsweise nur rund 1,5% der Pariser mit dem Fahrrad im Alltag fahren.

Doch das ändert sich: Ab heute kann man in Paris eines von 10.000 "öffentlichen" Fahrrädern ausleihen, die Teil des öffentlichen Verkehrsnetzes sind. So wie mit den Fahrrädern der Deutschen Bahn stellt man "sein" Fahrrad einfach dort ab, wo man am Ziel ist. Für die Heimfahrt muss man allerdings hoffen, eines wiederzufinden. Damit man sich auf das "Velib'" (wie das graue Fahrrad heißt) verlassen kann, will die Stadt dieses Jahr noch deren Zahl verdoppeln.

Das Velib' ist ein Sondermodell aus Budapest und wiegt ganze 22 Kilogramm. Öffentliche Fahrräder müssen nämlich uninteressant für den Schwarzmarkt gemacht werden, wie der gescheiterte Versuch in Amsterdam u.a. gezeigt hat. Dort verschwanden die Sonderräder nach und nach, denn Amsterdam kennt unzählige Stadträder, die auch in Deutschland unbekannt sind. Dort fällt ein Sondermodell weniger auf.

Andere Städte haben das Konzept für Paris vorgemacht, und zwar nicht nur in Holland und Dänemark: So hat Lyon immerhin 3.000 öffentliche Fahrräder, Bordeaux (unter OB Alain Juppé) knapp 45.000. In Bordeaux kann man nämlich ein Fahrrad ganze 4 Monate per Vertrag "ausleihen", und der Erfolg lässt sich sehen. Doch auch dort wird geklaut: In einem Bericht in Paris Match gibt Juppé zu, dass 5% pro Jahr verschwinden.

Französische Städte haben zwar weniger Fahrradwege als deutsche, aber auch das ändert sich: Bordeaux hat 200 km Radwege gebaut, Paris 370. Spitzenreiter ist trotzdem Strasbourg mit 400 km Radwegen.