Japanische Wissenschaftler fordern Stilllegung der durch ein Erdbeben beschädigten Atomanlage

Während die weltweit größte Atomanlage weiter abgeschaltet bleibt, wird der Strom in Japan wegen der herrschenden Hitzewelle knapp.

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Der Stromverbrauch in Japan nimmt aufgrund der Hitzewelle zu. Die Tokyo Electric Power Co.(Tepco) hat am Dienstag Nachmittag, vor allem wegen der Klimaanlagen, eine Rekordmenge an Strom ausgeliefert. Seit dem Ausfall des weltweit größten Atomkraftwerks Kashiwazaki-Kariwa, das am 16. Juli durch ein Erdbeben beschädigt wurde, muss der Energiekonzern darum kämpfen, die benötigte Elektrizität zu liefern. Gestern Vormittag wurde bereits erwogen, eine Notfallmaßnahme einzuführen, mit der für große Verbraucher in der Industrie die Stromversorgung reduziert werden könnte. Allerdings wurde dies dann doch nicht notwendig.

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Atomanlage Kashiwazaki-Kariwa. Bild: IAEA

In der Atomanlage Kashiwazaki-Kariwa hat Tepco mit der ersten Untersuchung im Inneren des am stärksten beschädigten Reaktors 1 begonnen. Im Oktober sollen dann die weiteren 6 Reaktoren überprüft werden. Eine Inspektion durch ein Team der Atomsicherheitsbehörde IAEA hatte ergeben, dass die Schäden offensichtlich geringer als erwartet waren. Die Anlage habe trotz des starken Erdbebens "sicher" reagiert und die laufenden Reaktoren automatisch abgeschalten. Dagegen seien "nicht mit der Sicherheit verbundene Gebäude, Systeme und Komponenten" teilweise stark beschädigt worden. Die IAEA empfiehlt jedoch, eine erneute Risikobewertung im Hinblick auf die Erdbebengefährdung auszuführen. Ausschließen wollte man nicht, dass es bislang nicht entdeckte Schäden geben könnte, die sich erst nach einem längeren Betrieb auswirken.

Eine Gruppe von japanischen Wissenschaftlern und Ingenieuren fordert nun, die Atomanlage ganz zu schließen, da sie mitten in einer sehr erdbebengefährdeten Zone liege. Zwar müsse eine genaue Untersuchung der Anlage durchgeführt werden, aber nicht mit dem Ziel, die Reaktoren wieder anzufahren. Man müsse eine offenere Diskussion über die Sicherheit der Atomkraftwerke führen.