Das Eis wird dünner

Rund um den Nordpol schwindet das Eis, doch am anderen Ende der Erde wird eine Rekordbedeckung der südlichen Ozeane gemeldet.

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Das Eis auf dem arktischen Ozean ist in diesem Sommer nicht nur weiter als je zuvor zurückgegangen, es wird auch immer dünner. Das berichtet das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven. Im Schnitt war es in diesem Sommer nur einen Meter dick, also etwa 50 Prozent dünner als im Jahre 2001. Das haben Wissenschaftler des Instituts bei einer ausgedehnten Expedition mit dem Forschungsschiff „Polarstern“ herausgefunden. “Die Eisbedeckung des Nordpolarmeeres schwindet, der Ozean und die Atmosphäre werden stetig wärmer, die Meeresströmungen verändern sich³, so Fahrtleiterin Ursula Schauer zu den aktuellen Expeditionsergebnissen. Unter anderem wurden auf der zweieinhalb Monate dauernden Fahrt autonome Messbojen ausgesetzt, die nun quer durch den Arktischen Ozean driften und dabei Strömung, Temperatur und Salzgehalt des Meeres messen können. Die Bojen übertragen diese Daten regelmäßig per Satellit direkt in die Labore der Wissenschaftler. Die Dicke des arktischen Meereises hat seit 1979 abgenommen und beträgt im zentralen arktischen Becken zurzeit etwa einen Meter. Ozeanographen fanden zudem einen besonders hohen Anteil an Schmelzwasser im Meer und eine große Anzahl von Schmelztümpeln. Diese an Bord von Polarstern und von Hubschraubern aus gesammelten Daten ermöglichen den Wissenschaftlern, aktuelle Satellitenaufnahmen besser interpretieren zu können. Während die Eisfläche auf dem arktischen Meer derzeit 27 Prozent unter dem bisherigen Rekordminimum aus dem Jahre 2005 liegt, gibt es ganz andere Nachrichten von der Südhalbkugel. Dort hat das Meereis rund um die Antarktis in diesem Jahr – auf der Südhalbkugel ist noch Winter – eine Rekordausdehnung. Die Eisfläche ist um 1,4 Prozent größer, als der bisherige Rekordwert. Ein Widerspruch zur Entwicklung auf der Nordhalbkugel ist das allerdings nicht. Klimawissenschaftlern ist seit langem bekannt, dass das globale Klima sich asymmetrisch entwickeln wird. Alle Klimamodelle projizieren für den Fall des weiteren Anstiegs der Treibhausgase eine starke Erwärmung in der Arktis, während die Antarktis weitgehend kalt bleiben wird. Das hat etwas mit ihrer isolierten Lage zu tun. Zirkumpolare Meeresströmungen schneiden sie von einem etwaigen Wärmezufluss, wie sie die Arktis durch den Golfstrom erhält, ab. Nur die Antarktische Halbinsel wird sich vermutlich im Zuge des Klimawandels erwärmen.