Ökostrom an der Leipziger Strombörse

Neue Software macht es möglich: Dezentrale erneuerbare Generatoren werden gebündelt und als Gesamtpaket an der Strombörse angeboten - ein "virtuelles Kraftwerk"

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Gegen die Windkraft wird oft argumentiert, sie würde gar keine konventionellen Kraftwerke ersetzen, denn diese müssten ja zur Not als Reserve (siehe Schattenkraftwerke) trotzdem gebaut werden. Und gegen die erneuerbaren Energieträger wird generell ins Feld geführt, sie wären zu teuer und würden nur wegen der Subventionen ausgebaut.

Auch wenn beide Argumente überzogen sind: Sie würden ein und für allemal hinfällig, würden die erneuerbaren Energien komplett zu Marktpreisen gehandelt. So ist in der vorgeschlagenen Novelle des EEG zu lesen, dass die Förderung im Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) jetzt um mehr als 50% billiger ist, als der verdrängte Strom auf der Strombörse - soll heißen: Man könnte die Subventionen für die erneuerbaren eigentlich ganz abschaffen, wenn man eine Bepreisung in Echtzeit hätte.

Leider sind heute Subventionen leichter zu bewerkstelligen, denn es fehlt nicht nur an gesetzlichen Rahmenbedingungen, sondern auch an Transparenz. Einen Schritt in die richtige Richtung macht allerdings die in.power GmbH, die seit heute Ökostrom an der Leipziger EEX anbietet. Laut der Zeitschrift E&M will die Firma bis Jahresende zunächst 250 MW an Windstrom und bis 2010 5.000 MW anbieten. Dazu werden (vereinfacht gesagt) Prognosen für die Windstromerzeugung zusammen mit aktuellen Börsenpreisen analysiert.

Dass es an Transparenz fehlt, zeigte unter anderem der Versuch von E&M, den Bedarf an zusätzlicher Stromerzeugung anhand von elektromagnetischer Strahlung zu messen. Kam plötzlich weniger Strom aus einem Kraftwerk, würde der Betreiber unter Umständen bald zukaufen müssen - sensible Daten, die die Betreiber unter Verschluss halten wollten. Die Firmen argumentierten, sie würden den gemessenen Elektrosmog "besitzen", aber E&M behielt recht und veröffentlicht bis heute die Daten online.