Moderner Ablasshandel mit dem schlechten Ökogewissen

Mit einem neuen Start-Up-Erfolgsmodell wird Energieverbrauch sexy.

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Mit einem neuen Start-Up-Erfolgsmodell wird Energieverbrauch sexy. Die Uno schätzt daß sich der boomende Markt der Eco-Economy von jetzt euroaweit 90 Millionen Euro in den nächsten drei Jahren verfünffachen wird. Firmen wie Atmosfair, 3C oder Climatepartner versuchen das Tauschgeschäft Emissionen gegen Kompensationszahlung zu vermarkten. Start-Up Greenmiles z.B. bietet Privat und Geschäftskunden an, für selbst verursachte CO2-Emissionen eine Entschädigung zu zahlen. Die Höhe kann man sich auf der Firmenhomepage ausrechnen lassen. So werden für einen Flug Frankfurt-New York hin und zurück rund 100 Euro fällig. Bei einem Flug München - Hamburg für die verursachten 328 Kilo CO2 8,20 Euro, für die gleiche Strecke mit dem Auto 7 Euro für 280 Kilo CO2. Am besten schneidet der Reisebus ab, er stößt pro Passagier nur 46 Kilo CO2 aus - macht 5 Euro.

Die Emissionsberechnung geschieht nach Firmenangaben nach "Kyoto Berechnungsverfahren". Die nichtlineare Umrechnung CO2 zu Euros scheint sich aber nach dem angenommenen Geldbeutel der potentiellen Kunden zu richten. Wer häufig fliegt hat mehr Geld zur Verfügung und kann deshalb mehr zahlen? Der Geschäftsführer nennt seine bevorzugte Zielgruppe denn auch Lifestyle-Ökos, Menschen die etwas mehr Geld haben. Wer zahlt kann sein Auto oder sein Briefpapier mit dem Greenmile-Logo und sich selbst werbewirksam mit dem Attribut CO2-neutral schmücken. Der Großteil des Geldes fließt nach Abzug einer 30 %igen Bearbeitungsgebühr in zertifizierte Klimaprojekte. Mit der nächsten Stufe des Kyoto-Protokolls werden solche Modelle der Kompensation von Emissionen durch Entwicklungsprojekte als "Joint Implementation" ausdrücklich gefördert. Russland und China haben allein diesen Monat jeweils rund 150 neue zertifizierte JI-Projekte vorgestellt. Wann gehen die Start-Ups an die Börse?