Windboom in Übersee

In den USA und China werden Windenergieanlagen in Rekord-Tempo errichtet.

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Die USA erleben derzeit eine enormen Windboom. Mit rund 4000 Megawatt neu installierter Leistung dürfte das Land in diesem Jahr internationaler Spitzenreiter sein. Damit wird der Kraftwerkspark auf über 10.000 MW Leistung anwachsen, was eine Zunahme um 63 Prozent wäre, schreibt die Nachrichtenagentur Reuters, womit die Entwicklung die Erwartungen der Branche weit übertroffen hätte. Die meisten Anlagen wurden in Texas errichtet, andere Staaten mit umfangreichen Aktivitäten sind Kalifornien, Iowa und Minnesota.

Der Beitrag zur Stromerzeugung ist allerdings noch immer gering. 2006 hatten die Erneuerbaren (ohne Wasserkraft) einen Anteil von lediglich 2,4 Prozent. Ende 2007 werden die USA erst knapp die Hälfte der in Deutschland installierten Leistung haben. Die Wachstumsrate ist zwar derzeit eine der weltweit größten, aber die Förderungspolitik in den USA zeichnet sich bisher durch Unstetigkeit aus. Im Augenblick profitieren die Windmüller davon, dass in einigen Staaten den Stromunternehmen Quoten vorgeschrieben wurden. Ein bestimmter Anteil des Stroms muss aus erneuerbaren Quellen stammen. Unklar ist, wie es weiter geht, wenn die Quoten erfüllt sind. Ein anderer Unsicherheitsfaktor ist das Auslaufen der von der Bundesregierung in Washington befristet eingeräumten Steuerbegünstigungen zum Ende 2008.

Derweil boomt auch in China der Windmarkt mächtig. Dort wird zum Jahresende vermutlich die 5.000-MW-Grenze überschritten, womit sich in diesem Jahr die installierte Leistung in etwa verdoppelt hätte. Gleichzeitig wird damit das Planziel bereits drei Jahre vor der Zeit erreicht. Alles deutet daraufhin, dass die Entwicklung in der Volksrepublik ähnlich stürmisch voranschreiten wird, schon allein, weil das Land alle Mittel nutzen muss um seinen wachsenden Energiebedarf zu decken. In diesem Jahr ist es nämlich zum ersten Mal Netto-Importeur von Kohle geworden, sodass es auch auf diesem Gebiet ein Stück seiner Unabhängigkeit vom Weltmarkt verliert. Der Erdölbedarf muss bereits zu rund 50 Prozent durch Importe gedeckt werden.