Mitglieder der japanischen Atomsicherheitskommission eng mit Atomindustrie verbunden

Ein Drittel der Kommissionsmitglieder, darunter auch der Vorsitzende, hat Gelder erhalten

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Es ist keine Neuigkeit, dass die Atomindustrie in Japan mit der Politik und den Behörden eng verfilzt war. Das war mit ein Grund, warum das Land so stark auf den Ausbau der Atomenergie setzte, bei den Sicherheitsvorkehrungen und Kontrollen eher lax war und die Betreiber nicht auf die Bewältigung von Katastrophen vorbereitet waren. Einige der Ursachen und Mängel wurden gerade in einem Zwischenbericht der staatlichen Kommission zur Aufklärung des Unfalls aufgelistet.

Wie immer etablieren sich, vor allem wenn es um Macht und viel Geld geht, Netzwerke von Profiteuren. Man kennt sich, verhält sich freundschaftlich, gibt Tipps, lässt mit sich handeln, was sich dann auch auszahlen kann. Wie die Zeitung Asahi Shimbun berichtet , waren die Beziehungen der Mitglieder der Atomsicherheitskommission, zuständig für Sicherheitsanforderungen und Kontrolle der Atomkraftwerke, eng mit der Atombranche verbunden.

Man stand sich so nahe, dass ein Drittel der Kommissionsmitglieder, die in Kontrollausschüssen noch bis zum 11. März 2011 tätig waren, als es zu dem Unglück in Fukushima 1 kam, Gelder von Unternehmen und Organisationen erhalten hatten, die mit der Atomindustrie verbunden sind. Zwei der fünf Kommissare und 22 der 84 Mitglieder der Kommission hatten bis 2010 über einen Zeitraum von 5 Jahren um die 85 Millionen Yen oder 1,1 Millionen US-Dollar erhalten. 20 Mitglieder erhielten zusammen 60 Millionen Yen. Gelder flossen manchmal auch noch dann, wenn die Empfänger bereits die Kommission verlassen hatten.

Auch Haruki Madarame, seit April 2010 Vorsitzender der Kommission, hat Geld erhalten, versichert aber wenig überraschend, dass dies seine Entscheidungen nicht beeinflusst habe. Zwischen 2006 und 2009 hatte er schon als Professor an der Universität Tokio vier Millionen von Mitsubishi Heavy Industries Ltd. erhalten. Der Konzern betreibt AKWs in Japan und hat einen Druckwasserreaktor entwickelt.

Andere Kommissionsmitglieder erzählten, sie hätten die Gelder für Reisekosten oder mit ihrer Arbeit zusammenhänge Ausrüstung ausgegeben. Auf die Spur des Geldflusses kamen die Reporter der Zeitungen, nachdem sie die Universitäten um Auskunft baten, an denen die Kommissionsmitglieder studiert haben oder bei denen sie beschäftigt sind, zudem wurden die Forschungsinstitutionen befragt, mit denen Kommissionsmitglieder verbunden sind. Die Unternehmen und Industrieverbände spendeten die Gelder mit der Auflage, dass sie von bestimmten Professoren für Forschungszwecke verwendet werden sollen.