Die Akku-Revolution bleibt aus

Eine 18-jährige Schülerin hat einen Superspeicher für elektrische Energie erfunden und stellt damit die Welt der Gadgets auf den Kopf. Eine schöne Meldung. Leider falsch.

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"Die Rettung für alle Mobil-Junkies" hat Welt.de gefunden. "Super-Akku lädt Smartphone in 20 Sekunden auf" glaubt T-Online. Gizmodo.de, Basic Thinking, Androidmag - alle wiederholen, was zunächst ein CBS-Lokalsender ins Netz gestellt hatte: Der 18-jährigen Eesha Khare, die noch an einer Highschool lernt, sei gelungen, woran Technik-Giganten weltweit seit Jahren erfolglos forschen. Die 50.000 Dollar Preisgeld, die Sponsor Intel im Rahmen einer von dem Chiphersteller veranstalteten Wissenschaftsmesse für Schüler und Studenten als zweiten Preis an die Nachwuchs-Forscherin auszahlte, hat sich Khare redlich verdient. Doch revolutionär ist die Tätigkeit nicht, für die sie ausgezeichnet wurde.

Tatsächlich hat Eesha Khare offenbar in einem Labor der University of California ein Material benutzt, über das ihre Betreuerin Yat Li bereits in mehreren Papers berichtet hatte. Hydrogenierte Nanoröhrchen aus Titandioxid eignen sich anscheinend besonders gut als Bestandteile eines Super-Kondensators.

Super-Kondensatoren sind seit langem bekannt. Sie kombinieren die aus Kondensatoren bekannte elektrostatische Speicherung elektrischer Energie mit der von Akkus bekannten elektrochemischen Speicherung. Ihr großer Vorteil ist die hohe Leistungsdichte. Sie können ihren Inhalt besonders schnell abgeben und lassen sich auch sehr schnell laden. Darum werden sie auch gern in der Welt der elektrischen Fahrzeuge eingesetzt, etwa für die Energie-Rückgewinnung beim Bremsen. Dafür besitzen sie eine weit geringere Energiedichte als ein Akku.

Die "Revolution", die Eesha Khare im Labor nachgebaut hat, besitzt denn auch eine Energiedichte von nur 20 Wattstunden pro Kilogramm. Das ist, verglichen mit anderen Superkondensatoren, recht viel. Eine typische Smartphone-Batterie jedoch, die etwa 50 Gramm wiegt, hätte in dieser Ausführung eine Kapazität von nur einer Wattstunde. Das neue Samsung Galaxy S4 hingegen erreicht mit seinem Lithium-Polymer-Akku fast die zehnfache Kapazität. Es ist auch nicht erkennbar, worin der Nutzen der besonders schnellen Energieabgabe bei einem Elektronik-Gadget liegen sollte, das ja im Gegenteil besonders lange aushalten soll.