Ethanol aus Stroh?

China hat mal wieder die Nase vorn und steigt demnächst in die Produktion von Agrarsprit der zweiten Generation ein

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Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters ist China auf dem besten Wege Ethanol aus Zellulose zu gewinnen. Ethanol kann Benzin beigemischt werden und so als Erdölersatz dienen. Befürworter dieser Technik sprechen von Biokraftstoff, da es sich um einen nachwachsenden Rohstoff handelt.

Bisher ist seine Umweltbilanz allerdings nicht besonders rosig. Ethanol kann nämlich derzeit nur aus Rohrzucker, verschiedenen Getreidesorten und Zuckerrüben gewonnen werden. Damit macht der Kraftstoff nicht nur der Nahrungsmittelproduktion Konkurrenz, fördert die Ausbreitung von Monokulturen und Pestizideinsatz sondern erfordert auch einen hohen Energieaufwand, der die Einsparungen an Treibhausgasemissionen fraglich erscheinen lässt.

Um Ethanol auch aus pflanzlichen Abfällen wie zum Beispiel Stroh oder Restholz aus der Forstwirtschaft gewinnen zu können, muss die Zellulose, aus dem diese hauptsächlich bestehen, erst in Zucker umgewandelt werden. Die hierfür benötigten Enzyme will laut Reuthers die dänische Firma Novozymes A/S liefern. 2011 soll in der Volksrepublik eine Pilotanlage die Produktion aufnehmen.

China hat derzeit eine Ethanol-Jahresproduktion von 1,35 Millionen Tonnen, die im Zuge der Bemühungen, die Treibhausgas-Intensität der Volkswirtschaft zu mindern, bis 2020 auf zehn Millionen Tonnen erhöht werden soll. Allerdings wurde 2007 aus Sorge um die Ernährung der Bevölkerung der Bau weiterer auf Getreidebasis arbeitenden Anlagen untersagt.

Unabhängig von dem Projekt, an dem die Dänen beteiligt sind, plane die chinesische Tianguan Gruppe eine Zehntausend-Tonnen-Anlage, so die Nachrichtenagentur. Tianguan wolle eigene Enzyme verwenden, um die Zellulose aufzubrechen. China habe 600 bis 800 Millionen Tonnen landwirtschaftlicher Abfälle, die eingesetzt werden könnten.

Eine andere Frage ist allerdings, ob es sinnvoll ist, diese Abfälle größtenteils der Landwirtschaft zu entziehen. Schließlich bilden sie eine wichtige Grundlage für die Rückführung von Nährstoffen in die Böden. Neben der Störung der gewachsenen Kreisläufe wäre sicherlich zukünftig ein höherer Kunstdüngerbedarf die Folge. Für die Bauern könnte das durchaus zu einem ökonomischen Problem werden.