"Rabenmütter" weiß gewaschen

Eine amerikanische Studie nimmt arbeitenden Müttern von Kleinkindern das schlechte Gewissen: Selbst wenn Kinder schon unter einem Jahr außerhalb betreut werden, gebe es keine nachteiligen Effekte auf die Entwicklung

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Viele Eltern kennen das Dilemma: Der Lebensabschnitt, in dem die berufliche Anforderungen besonders hoch sind, ist auch die Phase, in der Kinder geboren werden, ihre Versorgung und Erziehung verlangt viel Zeit und Kraft. Ohne fremde Hilfe ist das nicht zu schaffen, z.B. mit Tagesmüttern und Krippen für die Kleinsten. Eltern, die dem mit einer pragmatischen Lässigkeit gegenüberstehen, sind - in Zeiten, wo optimale Leistung das Maß vorgibt - eher selten. Nicht wenige berichten von "schlechtem Gewissen", dass sie ihrem Kind möglicherweise nicht die Betreuung angedeihen lassen, die für dessen Entwicklung nötig ist.

Diskussionen, die in Talkshows zum Thema Krippenbetreuung gehalten wurden, zeigten, wieviel Zündstoff darin liegt. Als der politische Wille laut wurde, die Krippen auszubauen, gab es besonders von Seiten christlich-konservativer Familienschützer Argumente gegen die Krippenbetreuung, die es darauf anlegten, größtmögliche Beunruhigung bei den Eltern zu provozieren. So erzählten "Experten" im TV von angeblichen Studien in Schweden, die ergeben hätten, dass "jedes dritte Kind in Schweden durch Krippenerziehung psychisch gestört sei", dass "Franzosen Krippen hassen" und nährten die Furcht vor einem Staat, der Frauen als "Gebärmaschinen" (Ex-Bischof Mixa) begreife und die Erziehung des Nachwuchses schon in jüngsten Jahren in seiner Hand haben wolle. Ein Nachhall dieses Horrorbilds von quasi-diktatorischen Verhältnissen fand sich noch kürzlich in einer Äußerung der bayerischen Familienministerin Haderthauer (siehe "Familienpolitik à la Pinochet").

Eine aktuelle Studie aus den USA räumt nun, nach Angaben der beteiligten Forscher so "umfassend wie noch keine Studie zuvor", mit dem Vorurteil auf, wonach der frühe Krippenbesuch zu Entwicklungsstörungen bei Kindern führe.

Dazu wurden die Entwicklung und die Familiensituation von tausend Kindern aus 10 verschiedenen Regionen der USA vom Säugling bis zum Alter von 7 Jahren untersucht. Ergebnis: Selbst in Familien, in denen Mütter im ersten Lebensjahr des Kindes Vollzeit arbeiten und ihr Kind schon nach vier Monaten zur Krippe bringen, zeigte sich ein "neutrales Resultat", die Vorteile würden die Nachteile ausgleichen.

Zwar waren bei den Einjährigen, deren Mütter mehr als 30 Stunden arbeiteten, kleinere Verzögerungen in der kognitiven Leistung festgestellt worden - was aber schon auf die Kinder von Müttern, die nur Teilzeit arbeiteten, nicht mehr zutraf. Diese leichte Entwicklungsverspätung wurde aber mit der Zeit kompensiert. Und der vernachlässigbare Nachteil auf jeden Fall wettgemacht durch bessere Einkommensverhältnisse in der Familie, eine größere Zufriedemheit der Frau, eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass sich die Mütter um ein qualitätsvolle Betreuung kümmere und eine "größere mütterliche Sensibilität" gegenüber ihren Kindern. Es sei gar eine höhere Ansprechbarkeit gegenüber ihren Kindern bei arbeitenden Müttern beobachtet worden als bei den Müttern, die immer zuhause waren.