Haben Großbanken auch die Devisenkurse manipuliert?

Nach nachgewiesenen Manipulationen bei Referenzzinssätzen und Swap-Raten untersuchen britische Behörden nun, ob Großbanken auch die Referenz-Wechselkurse an den Währungsmärkten zu ihren Gunsten beeinflusst haben

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Der "Spot"-Markt für Währungen, an dem Devisen unmittelbar zum aktuellen Preis (bei realer Lieferung in zwei Tagen) getauscht werden, gilt mit einem Tagesumsatz von durchschnittlich 4,7 Billionen Dollar als umsatzstärkstes Finanzmarktsegment überhaupt. Auch hier richten sich die Austauschverhältnisse oft nach bestimmten Referenz-Wechselkursen, von denen WM/Reuters mittlerweile für 159 Währungen stündlich und für die 21 wichtigsten Währungen halbstündlich aktualisierte Referenzpreise festlegt, die etwa zur Berechnung von internationalen Aktienindizes und zur Bewertung von Portfolios, aber auch zur Bepreisung von konkreten Trades verwendet werden.

Wie Bloomberg News berichtet , besteht in den Großbanken ein Interessenkonflikt zwischen einer aus Kundensicht optimalen Abwicklung von Währungsgeschäften und den Forderungen der eigenen Handelsabteilungen, weshalb große Finanzmarktteilnehmer versucht hätten, die Kurse mit abgesprochenen Trades in die gewünschte Richtung zu treiben. Einzelne Marktteilnehmer hätten miteinander kooperiert, um die gewünschten Effekte zu erzielen. Genutzt wurde dazu das 60 Sekunden lange Zeitfenster, in dem die Referenzkurse festgelegt werden, was laut von Bloomberg befragten Senior-Tradern seit mindestens zehn Jahren täglich geschehe.

So sollen die Referenzsätze eigentlich den Median aller Trades abbilden, die in einer einminütigen Periode abgeschlossen werden, die 30 Sekunden vor jeder Halbstunden-Periode beginnt. Sollten in diesem Zeitraum in einer bestimmten Währung zu wenige Trades erfolgt sein, wird zudem der Median der Orderlage der großen Trader herangezogen, was einigen Großbanken anscheinend einige Manipulationsmöglichkeiten eingeräumt hat. Betroffen davon dürften nun vor allem die Großbanken sein, die laut Euromoney Institutional Investor Plc. den Markt dominieren. Demnach entfallen auf nur vier Banken mehr als die Hälfte der Währungsumsätze, wobei die Deutsche Bank mit 15,2 Prozent Marktanteil an der Spitze stehen soll, gefolgt von Citigroup (14,9 Prozent), Barclays (10,2 Prozent) und UBS (10,1 Prozent).