Erste Demonstrationen pro Atomkraft in der EU

Der Wunsch nach einfachen Lösungen begünstigt die Renaissance der Atomkraft

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

In Berlin trifft sich die Atomlobby zu ihrer ' Wintertagung', die EU-Kommission propagiert die Atomkraft neuerdings als Rettung vor der Klimakatastrophe und in Osteuropa wird bereits für die Kernkraft demonstriert. Der Schock über die Unterbrechung der russischen Gaslieferungen in einige osteuropäischen Länder muß tief gesessen haben. So tief dass in Bulgariens Hauptstadt Sofia jetzt Demonstrationen des Bürgerbündnisses 'Napret' pro Atomkraft stattfinden. Sie demonstrieren für die Wiederinbetriebnahme der Reaktorblöcke III und IV des Kraftwerks Kosloduj. Diese mußten stillgelegt werden, weil die EU sie als veraltet und unsicher einstuft. Dass der eindimensionale Wunsch nach der zentralen Atomkraft, als Heilsbringer keine Lösung ist, bei landesweit kalten Wohnungen, dürfte den Demonstranten verborgen geblieben sein.

Und die bulgarische Regierung freuts, denn im Land, dass seit langem mit korrupter Politik und gar Mafiamorden Schlagzeilen macht, ist die Zustimmung zur Atomkraft der einzige gemeinsame Nenner, in dem 2/3 der Bevölkerung die Haltung der Regierung befürworten. So wird auch der Neubau des bulgarischen Atomkraftwerks Belene für die Beteiligten Unternehmen und Politiker lukrativ werden. Der deutsche Kraftwerksbauer RWE ist zur Hälfte daran beteiligt - die geschätzten Baukosten haben sich bereits verdoppelt, auf zur Zeit 8 Mrd. Euro. Die jetzt demonstrierenden Bürger werden die Kosten über ihre Stromrechnung dann bezahlen müssen, viel Geld dass sinnvollerweise in die energetische Sanierung des Wohnungsbestandes und den Wandel hin zu einer effizienten und dezentralen Energieversorgung hätte fließen können.