Kein "Top Kill": Ölkonzern BP und US-Regierung hilflos

Die Welt beobachtet die kläglichen Bemühungen von Konzern und US-Regierung, das Ölbohrloch zu schließen

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Der britische Ölkonzern musste einräumen, dass er auch mit der Top Kill-Methode gescheitert ist, das Bohrloch im Golf von Mexiko in einer Tiefe von 1500 Metern zu verschließen. Man habe es in den vier Tagen zwar geschafft, 30.000 Barrel Schlamm sowie anderes schweres Material in drei Versuchen in das Bohrloch zu pumpen, aber hatte damit keinen Erfolg, meldete BP.

Der Konzern macht damit erneut deutlich, dass nicht nur die Bohrung in solchen Tiefen fahrlässig bewilligt und durchgeführt wurde, sondern dass es auch keine Mittel gibt, bei Pannen einzuschreiten. Weiter muss sich auch die US-Regierung offenbar auf Gedeih und Verderben auf den Konzern verlassen, der nicht nur die Katastrophe verursacht, sondern auch lange Zeit verhindert hat, dass die Menge des austretenden Öls bekannt wurde. Mittlerweile ist klar geworden, dass nicht täglich 800.000 Liter, sondern mindestens das Zehnfache austreten. Bis vor kurzem war die Katastrophe und deren "Bewältigung" vor allem BP angelastet worden, nun wird auch mehr und mehr die Regierung dafür verantwortlich gemacht.

Jetzt spricht BP davon, dass der Konzern zusammen mit der Regierung beschlossen habe, den nächsten Versuch durchzuführen, der aber auch noch nie in solchen Tiefen gemacht wurde. Dabei soll der obere Teil des funktionsunfähigen Blow-Out Preventer (BOP) sauber abgeschnitten werden, um dann vom Lower Marine Riser Package (LMRP) das Öl abpumpen zu können. Das klingt mit der Terminologie gut, die Chancen dürften allerdings ähnlich schlecht sein. Zwei Entlastungsbohrungen brauchen noch zwei Monate, bis dahin wäre der Umweltschaden enorm. Das meiste Öl scheint sich nicht an der Oberfläche zu befinden, weswegen relativ wenig an die Küsten geschwemmt wird, sondern treibt in riesigen Blasen in größeren Tiefen. Die so entstehenden "toten Zonen" werden vermutlich auf viele Jahre den marinen Lebensraum zu zerstören.

Von russischer Seite war bereits geraten worden, das Bohrloch mit einer Atombombe zu schließen. Inzwischen mehren sich auch die Stimmen in den USA, es doch mit einer Atombombe zu versuchen, weil das Vertrauen in die Mittel des Ölkonzerns sinkt. So sagte Joe Wiesenthal im Business Insider, dass die "nukleare Option" jetzt größere Aufmerksamkeit finden und der Druck auf das Weiße Haus steigen werde, sich dafür oder dagegen zu entscheiden. Matt Simmons, der Gründer der Energie-Invedstmentbank Simmons & Company sagte gegenüber Bloomberg News, dass die Regierung nun die Zügel in die Hand nehmen müsse. Der Einsatz einer kleinen Atombombe sei wohl die einzige noch verbleibende Möglichkeit, das Loch zu schließen. Wenn sie tief genug im Meeresboden gezündet würde, müsste der Umweltschaden gering sein, meinte er. Zudem sagte er, es gebe Hinweise darauf, dass in einiger Entfernung zum bekannten Bohrloch ein weiteres Loch entstanden sei, das noch weit aus größer als das bekannte sei.

Mittlerweile beginnt auch die Stimmung der US-Bürger zu kippen. War bislang die Mehrheit in Umfragen für weitere Offshore-Bohrungen, so scheint nun nach einer landesweiten Umfrage zwischen dem 12- und 18. Mai der Virginia Commonwealth University mit 51 Prozent knapp die Mehrheit der Meinung zu sein, dass die Umweltrisiken den Nutzen bei Offshore-Bohrungen übertreffen. Allerdings sind 45 Prozent dennoch weiter der Meinung, dass es mehr Offshore-Bohrungen geben sollte, dagegen sprechen sich 44 Prozent aus.