Bradley Manning: neue Schikane

Nach Angaben des US-Militärhäftlings und seines Anwalts muss Manning ohne Kleidung in seiner kalten Zelle übernachten

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Es sei das erste Mal, dass sich Bradley Manning in einem Brief selbst über seine Behandlung äußert, darauf macht der Guardian heute aufmerksam. Die Haftbedingungen seien "übergebührlich hart", beklagt sich demzufolge Manning in einem 11-seitigen Brief, von dem die britische Zeitung Kenntnis hat - auf der Web-Site des Manning-Anwalts Coombs ist er noch nicht aufgeführt.Als "ungesetzliche Bestrafung vor dem Gerichtsverfahren" wertet Manning seine Behandlung. Als Besonderheit wird eine Schikane herausgestellt, der Manning seit Anfang März ausgesetzt ist: So muss er sich jeden Abend nackt ausziehen und am nächsten Morgen den Wachsoldaten nackt präsentieren:

"Der Wärter befahl mir in einer Haltung zu stehen, die 'parade rest' genannt wird - mit meinen Hände hinter dem Rücken und meine Beine nicht zusammengestellt, sondern auseinander, etwa im schulterbreiten Abstand. Ich stand in dieser Haltung etwa drei Minuten lang... Der Oberaufseher und das andere Wachpersonal gingen an meiner Zelle vorbei. Er schaute mich an, hielt einen Moment inne und ging dann zur nächsten Zelle weiter. Für mich war das unglaublich peinlich, dass all diese Leute mich anstarrten, während ich nackt war."

Die Maßnahme, offiziell von der Leitung des Militärgefängnisses in Quantico zum "Schutz des Gefangenen" erhoben, wird von seinem Anwalt angefochten, da sie ohne Konsultation mit einem Psychiater oder einem fachlich kompetenten Mediziner erfolgte. Was als Präventivmaßnahme gegen Selbstmord dargestellt wird, läuft auf Schikane hinaus. Das geht aus dem Blog von Coombs hervor. Am 5. März notiert er.

"Die Anstalt hat dem Soldaten Mannning die letzten drei Nächte alle Kleidung entzogen und sie beabsichtigen diese Praxis ohne jede Angabe einer Frist fortzusetzen. Jede Nacht zwingt das Wachpersonal den Soldaten Manning dazuu, alle seine Kleidung abzugeben. Dann liegt er in der kalten Zelle bis zum folgenden Morgen, wo er dann die peinliche Prozedur über sich ergehen lassen muss, sich nackt beim Morgenappell zu präsentieren."

Manning selbst schreibt in seinem Brief, er sei davon überzeugt, dass die Maßnahme als Vergeltung für den Protest erfolgte, den seine Behandlung auch in der Öffentlichkeit provozierte (siehe Wie das Pentagon Bradley Manning brechen will). Nach Angaben eines Freundes, der ihn im Dezember besuchen durfte, sind die Bettdecken rauh wie Teppiche und können die Haut wundreiben:

"...his blankets are similar in weight and heft to lead aprons used in X-ray laboratories, and similar in texture to coarse and stiff carpet. He stated explicitly that the blankets are not soft in the least and expressed concern that he had to lie very still at night to avoid receiving carpet burns."