Japan ab April ohne Atomstrom

Die letzten fünf Atomkraftwerke werden dann heruntergefahren

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Vor der Fukushima-Reaktorkatastrophe waren die 54 japanischen Kernkraftwerke noch für 30% des Stromverbrauchs im Land zuständig. Doch seit März letzten Jahres hat sich viel geändert. Zur Zeit liefern die fünf am Netz verbliebenen Reaktoren nur noch 3% des Stroms. Und ab April wird das Land dann schon mal auf Probe atomstromfrei sein. Denn die letzten fünf Atomkraftwerke werden dann routinemäßig vom Netz genommen.

Atomkraftwerke laufen in Japan jeweils bis zu 13 Monate am Stück, danach werden sie zur Wartung heruntergefahren. Die Stromerzeugung wird währenddessen von fossil befeuerten Kraftwerken, besonders Ölkraftwerken, übernommen. Im Dezember importierte Japan in der Folge viermal soviel Rohöl wie noch ein Jahr zuvor, die Strompreise für Tepco-Großkunden stiegen seit April 2011 um 17% (zum Vergleich: bei uns um rund 4%).

Von der Regierung ist geplant, die AKW-Laufzeiten von 40 auf 60 Jahre zu verlängern, da abzusehen ist, dass für Neubauten keine Akzeptanz in der Bevölkerung zu erwarten ist. Die japanischen AKW-Betreiber möchten ihre abgeschalteten Kraftwerke schnell wieder in Betrieb nehmen. Als Voraussetzung dafür haben 14 der zur Zeit abgeschalteten Reaktoren den im Herbst angeordneten "Stresstest" auch schon absolviert. Die Tests sollten nachweisen, dass diese Kraftwerke Erdbeben und einem Tsunami standhalten und so bei der Bevölkerung Vertrauen für die Atomkraft schaffen. Rebecca Harms von der Grünen-Fraktion im Europaparlament sagte nach einem Japanbesuch zur Aussagekraft der "Stresstests", die japanische Regierung manage damit nur ihren eigenen Stress.

Die eigentlich geplante Wiederinbetriebnahme durch die Atomaufsicht wurde nach Protesten durch Atomkraftgegener wieder gestoppt. Außerdem müssen jeweils auch die lokalen Behörden den Wiederinbetriebnahmen zustimmen, so dass sich diese noch weiter verzögern dürften, denn die Skepsis gegenüber der Atomenergie in Japan besteht weiter.