Pleiten, Pech und Pannen am Münchener Flughafen

Wie sich nun nach Auswertung der Überwachungskameras herausstellte, hielt sich der angeblich verschwundene Mann, dessen Laptop einen (Fehl)Alarm auslöste, seelenruhig auf dem Flughafen auf.

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Als der Detektor während der Sicherheitskontrolle am Flughafen München einen Hinweis auf Sprengstoff in einem Laptop meldete, ging nach kurzer Zeit eine fieberhafte Suche los. Denn der Passagier, ein 50-jähriger, englischsprachiger Mann, hatte trotz einer für ihn möglicherweise unverständlichen Aufforderung, dass der Laptop überprüft werden müsste, diesen genommen und ist einfach weiter in den nicht öffentlichen Bereich des Flughafens spaziert. Erst 10 Minuten später hatte die Kontrolleurin die Polizei benachrichtigt. Das Terminal 2 wurde daraufhin um 15.10 gesperrt, Abflüge unterbunden, alle Passagiere überprüft. Doch den Mann, dessen Laptop vermutlich nur einen Fehlalarm auslöste, fand man trotz aller Kontrollen nicht.

Im Vordergrund der Aufregung stand nicht die Fehleranfälligkeit der Technik, sondern die des Sicherheitspersonals, die den Mann haben entwischen lassen. Jetzt stellte sich heraus, dass die Peinlichkeit noch größer war. Der Mann hatte sich keineswegs versteckt, er war auch nicht mit einem der Flugzeuge weggeflogen, die noch vor der Sperre starten konnten. Er war einfach seelenruhig herumgegangen, hatte sich im Duty-Free-Shop umgesehen und ist in einem Restaurant eingekehrt - während man ihn suchte. Die Polizei ließ schließlich den Sicherheitsbereich räumen. Der Mann folgte wie tausende andere Flugreisende den Anweisungen, spazierte hinaus und kam um kurz nach 21 Uhr nach stundenlangem Warten wieder durch die Kontrolle in den Sicherheitsbereich - ohne dass der Laptop erneut Alarm auslöste, was nahelagt, dass der erste Alarm ein Irrtum war oder der Detektor insgesamt unzuverlässig ist.

Die Spur des Mannes konnte die Polizei offenbar nachträglich auf den Überwachungskameras verfolgen. "Die Bänder zeigen, dass der Mann überhaupt nicht gemerkt hat, dass er ein Problem produziert hat", sagte der bayerische Innenminister Herrmann der Süddeutschen. Damit ist nun auch klar, warum nicht nach ihm gefahndet wurde. Der Vorfall zeigt aber wieder, dass trotz aller Technik und Kontrollen Fehler passieren können und dass die Überwachungskameras zwar bei der Aufklärung helfen, aber keinen Anschlag verhindern können. Überlegt wird nun, direkt hinter die Kontrollen Glastüren anzubringen, um verdächtige Passagiere am Weitergehen hindern zu können. Überlegt wird auch, die Kontrollen näher an die Flugsteige zu legen, also eine Massenabfertigung für ein ganzes Terminal zu vermeiden.

Das nach dem gescheiterten Anschlagsversuch in Detroit gepriesene Allheilmittel der "Nacktscanner" hat inzwischen auch seine Schwächen gezeigt. So hatte der österreichische Sicherheitsexperte Werner Gruber im ZDF vorführen können, wie er zahlreiche Gegenstände unentdeckt von den Terahertzstrahlen durch die Kontrolle bringen kann. Geeignet als Verstecke sind etwa Mund, Darm oder Magen, auch beliebt bei Drogenschmugglern. Dinge, die nicht auf der Haut anliegen, lassen sich auch nur schwer entdecken. Und schließlich könnte man Unterhose- oder -hemd vor der Kontrolle auch ein wenig nass oder schnell ein paar schweißtreibende Fitnessübungen machen. Die Strahlen werden von Wasser absorbiert - und schon ist Schluss mit dem Nacktscannen.