Armee in Honduras setzt Schallkanonen ein

Bei den Waffen handelt es sich nach Medienberichten um ein Geschenk der israelischen Armee.

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Bei der Belagerung der brasilianischen Botschaft in Tegucigalpa sind von der honduranischen Armee neuartige Waffen eingesetzt worden. In der Vertretung hält sich seit Montag ( Honduras am Scheideweg) der gewählte Präsident des Landes, Manuel Zelaya, auf, der am 28. Juni Opfer eines Staatsstreiches geworden war.

Aktivisten der Demokratiebewegung filmten Soldaten und mutmaßliche Mitglieder von Sondereinheiten der Polizei beim Einsatz so genannter Schallkanonen. Zuvor schon hatten honduranische Blogs über den ohrenbetäubenden Lärm berichtet berichtetet, mit dem die diplomatische Vertretung Brasiliens beschallt wurde. Zudem zeugen mehrere Fotos davon, dass in den Tanks der Wasserwerfer eine bisher unbekannte, rote Substanz beigemischt ist. Demonstranten, die mit diesem Stoff in Berührung kommen, beklagten sich über Hautreaktionen und Kopfschmerzen.

Die "Schallkanonen" wurde vor wenigen Jahren im Auftrag des US-Verteidigungsministeriums entwickelt. Im US-Militärjargon wird die Waffe als "Long Range Acoustic Device" (LRAD) bezeichnet. Hergestellt wird die Waffe von dem US-amerikanischen Rüstungskonzern American Technology Corporation ( Sound-Laser). Das LRAD sendet akustische Signale im Bereich von 2100 bis 3100 Hertz aus. Weil der Pegel des Schalldrucks mit 150 Dezibel sehr hoch ist, sind einfache Durchsagen noch in einer Entfernung von 500 Metern zu hören. Im Kampfeinsatz sendet das LRAD schrille Töne aus, die bei Zielpersonen einen starken Schmerzreiz auslösen. Die Herstellerfirma wirbt mit dem möglichen Einsatz gegen Demonstranten und Menschenansammlungen. Bei einer dauerhaften Exposition können schwere Hörschäden verursacht werden.

Die akustische Waffe LRAD wurde von der US-Armee bereits im Irak-Krieg eingesetzt. Die israelische Armee soll sie in den besetzten Gebieten gegen aufständische Palästinenser anwenden. Nach einem Bericht der honduranischen Tageszeitung La Tribuna, die dem Putschistenregime politisch nahe steht, handelt es sich bei der in den vergangenen Tagen eingesetzte LRAD-Kanone um ein "Geschenk der israelischen Armee". Das Blatt berichtet begeistert über den Effekt bei dem Einsatz vor der brasilianischen Botschaft:

"Die Demonstranten schleuderten Steine und Stöcke, als ein weißes Fahrzeug in Begleitung von zwei Polizisten und der gleichen Zahl Soldaten vorfuhr. Die Autos waren mit unbekannten Geräten bestückt, die an moderne Lautsprecher erinnerten. Wenige Sekunden später erschallte ein Ton, der die Luft durchschnitt. Die aufständische Menge geriet in Panik, die Menschen hielten sich die Ohren zu und krümmten sich vor Schmerzen."

Das Vorgehen gegen Aktivisten der Demokratiebewegung hat inzwischen auch auf internationaler Ebene Kritik ausgelöst. Die Rio-Gruppe, ein Zusammenschluss lateinamerikanischer Staaten, hat in einem Stellungnahme die Gewaltanwendung durch die bewaffneten Organe des Putschregimes verurteilt. Der Staatenbund "ruft nachdrücklich dazu auf, in Übereinstimmung der Wiener Konvention die Unverletzbarkeit der brasilianischen Botschaft zu garantieren".