"Jede Ernsthaftigkeit verloren gegangen"

Die Commerzbank und andere deutsche Finanzinstitute steigen aus dem Markt für Lebensmittelspekulation aus - die Deutsche Bank nicht, wie die NGO foodwatch kritisiert

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Die Commerzbank ist aus der Spekulation mit Nahrungsmitteln ausgestiegen, teilt foodwatch mit. Demnach habe die Bank alle Agrarprodukte aus ihrem Rohstoff-Fonds ComStage ETF CB Commodity EW Index TR herausgenommen. Darüber hinaus hat das Unternehmen erklärt, das keine Absicht bestehe, neue börsennotierte Anlageprodukte aufzulegen, die auf Grundnahrungsmittel basieren.

Laut Foodwatch reagiert die Commerzbank mit ihrem Schritt auf eine Diskussion, in deren Verlauf der Zusammenhang zwischen derartigen Anlageprodukten, Nahrungsmittelpreisen und Hungerkrisen in der Öffentlichkeit deutlich wurde. Dem guten Beispiel der Commerzbank stellt die Organisation das schlechte der Deutschen Bank gegenüber. Zwar hatte im Oktober 2011 der damalige Vorstandsvorsitzende Josef Ackermann gegenüber den Vorwürfen, den der foodwatch-Report "Die Hungermacher" erhob, eine schnelle Prüfung versprochen. Doch die steht bis heute aus. Ebenso wie ein Rückzugsignal der Bank aus Anlagen, die mit Nahrungsmittelpreisen in Zusammenhang stehen.

"Unter der neuen Spitze Jain/Fitschen scheint der Überprüfung jede Ernsthaftigkeit verloren gegangen zu sein", kritisiert foodwatch-Geschäftsführer Thilo Bode. Dagegen führt er die DekaBank der Sparkassen und die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) als gute Beispiele für vorsorgendes Banking an. Beide Geldhäuser kündigten einen Verzicht auf die Spekulation mit Agrarrohstoffen an.

Sowohl der Ausstieg der Commerzbank wie auch der beiden anderen Banken war schon zuvor öffentlichkeitwirksam laut geworden. Skeptiker sind sich allerdings nicht ganz sicher, ob das nun am öffentlichen Druck liegt oder an der Preisentwicklung ( Die Spekulanten ziehen sich zurück...). Die Commerzbank hat im Augenblick mit schlechten Zahlen und trüben Aussichten zu kämpfen. Laut Vorstandschef Martin Blessing haben die Reduzierung der Risiken und das Kapitalmanagement derzeit Priorität. Eine schlechte Öffentlichkeit will man sich in solchen Zeiten auch nicht leisten.