Netzsperren reizen Whistleblower-Organisation

Wikileaks veröffentlich massenhaft Dokumente zu Ägypten

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Dass die Regierung in Ägypten den Zugang zum Internet massiv behindert, um an der Macht zu bleiben, hat bei Wikileaks offenbar einen Nerv gekitzelt: Seit heute morgen veröffentlicht die Whistleblower-Organisation massenhaft diplomatische Depeschen, die die Zustände in der Nilrepublik betreffen. Darunter finden sich beispielsweise Belege, dass auch die US-Stellen wussten, dass Polizeibrutalität in Ägypten zum Alltag gehört, dass Notstandsgesetze missbraucht werden und dass das Regime einen christlichen Blogger wegen Kritik am Islam einsperrte.

Ein Vermerk spricht vom "Terror" Mubaraks gegen Blogger und Journalisten, ein anderer zitiert einen Informanten mit der Einschätzung, dass es bis zur Demokratie noch ein weiter Weg sei und dass das Militär die Machtfrage nach dessen Abgang regeln werde. Interessantes gibt es auch zu einem Staatsbesuch Mubaraks in den USA, zur militärischen Zusammenarbeit und zur besonderen Beziehung des ägyptischen Präsidenten zum Senator Joseph Lieberman. Andere Depeschen zeigen, wie sich Angehörige der Regierung "enttäuscht" über die amerikanischen Ansichten zu Menschenrechten zeigten, wieder andere, dass die Bevölkerung die Schuld am von ihrer Regierung verübten Unrecht auch den USA zuweist.

Die ägyptischen Behörden versuchen währenddessen ihre Staatsbürger dadurch von Informationen fernzuhalten, dass sie nicht nur den Zugang zum Internet, sondern auch zum Fernsehsender al-Dschasira erschweren. Der wiederum begegnete der Zensur mit einer Frequenzänderung und sendet nun via Nile Sat auf H 3/4 27500 11727. Bürgerrechtler außerhalb der arabischen Welt bombardieren währenddessen gerade Twitter mit Informationen zum freien Internetzugang und zum Schutz durch Anonymisierung: John Perry Barlow, einer der Gründer der Internet Frontier Foundation (EFF) empfiehlt den Ägyptern hierfür unter anderem Tor, Hotspot Shield, Ultra Surf und die DNS-Server 8.8.8.8 oder 8.8.4.4.