Freiwillige Flucht aus Fukushima

Die japanische Regierung will nicht evakuieren, fordert aber die Bewohner auf, freiwillig das Weite zu suchen

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Im japanischen AKW Fukushima Daiichi (Fukushima I) spitzt sich die Situation weiter zu. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace forderte am Nachmittag von der Internationale Atomenergie Behörde IAEO in Wien, den Unfall in die höchste Kategorie, das heißt in die Stufe sieben, der internationalen Bewertungsskala INES einzuordnen.

Der Physiker Helmut Hirsch hat für Greenpeace eine Analyse der Daten über freigesetztes Jod-131 (Halbwertzeit 8,02 Tage) und Cäsium-137 (30,17 Jahre) analysiert und kommt zu dem Schluss, dass die Mengen eine Einstufung als besonders schweren Unfall erfordern.

"Der Zweck der INES‐Skala ist die zeitnahe und konsistente Information der Öffentlichkeit über die Bedeutung eines Ereignisses. Ohne Zweifel sind es die Gesamt‐Freisetzungen eines Unfalles, die für die Öffentlichkeit am wichtigsten sind, denn diese bestimmen die Kontamination von Luft, Boden, Wasser, Lebensmitteln und damit die Betroffenheit von Menschen." Helmut Hirsch

Die Nachrichtenagentur Kyodo berichtet unterdessen, dass die Regierung nun die Bevölkerung der Zone in 20 bis 30 Kilometern Entfernung von den Havaristen auffordert, sich „freiwillig“ in Sicherheit zu bringen. Offensichtlich ist die Versorgung der Bevölkerung in dieser Zone, in denen den Menschen bisher nur geraten wird, die Häuser nicht zu verlassen, sehr schwierig geworden.

Eine Evakuierungsorder gibt es weiterhin nur für die 20-Kilometerzone. Die Regierung befürchtet, so die Nachrichtenagentur, durch die Ausweitung der geräumten Zone Panik zu verbreiten. AKW-Gegner hatten dagegen bereits Anfang der Woche weitere Evakuierungen gefordert. Auch linke Gewerkschaften schließen sich dem an.

Auf einer Kundgebung haben die Eisenbahngewerkschafter gleichzeitig schwere Vorwürfe gegen die Regierung und die Wirtschaft des Landes erhoben. Die Versorgung der Erdbebenopfer sei mangelhaft, so dass noch immer Menschen an den Folgen sterben würden. Das lege nicht an einem Mangel an notwendigen Mittel sondern Unfähigkeit und Unwillen der Unternehmen, das notwendige zur Verfügung zu stellen. Die Gewerkschaften organisieren daher Hilfstransporte auf eigene Faust.

In Deutschland wollen unterdessen am Samstag Atomkraftgegner in Berlin, München, Köln und Hamburg mit Großdemonstrationen für die Stilllegung aller Atomkraftwerke demonstrieren.