Ausfall der Kühlsysteme bei 6 Reaktoren

Während über das Ausmaß der Atomunfälle weiter Unsicherheit herrscht, wächst die Zahl der Menschen, die durch den Tsunami ums Leben kamen

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Die Informationspolitik der japanischen Behörden, die vermutlich Panik verhindern wollen, dürfte das gerade Gegenteil erreichen. Die Angst der Menschen, die in der Nähe der AKWs leben oder bereits evakuiert werden, steigt verständlicherweise. Nur tröpfchenweise sickern die Meldungen über die Schäden heraus. Mittlerweise scheint es festzustellen, dass es wegen des Ausfalls der Kühlwassersysteme in zwei Reaktoren der Atomanlage Fukushima 1 zumindest zu einer teilweisen Kernschmelze gekommen ist. Insgesamt sind bei 6 der 10 Reaktoren der Atomanlagen Fukishima 1 und 2 die Kühlsysteme ausgefallen. Ob das der endgültige Stand ist, wird man absehen müssen.

Die japanischen Behörden widersprechen sich in ihren Angaben allerdings. Klar ist, dass zumindest zwei der Reaktoren mit einen Gemisch von Meerwasser und Bor gekühlt werden. Ob in Reaktor 1, bei dem es bereits eine Explosion gegeben hatte, eine Kernschmelze verhindert werden konnte oder ob sie, wie Experten meinen, bereits begonnen hat, wird offiziell nicht erklärt. Dafür wird gewarnt, dass es in Reaktor 3 ebenfalls eine Wasserstoffexplosion geben könne. Der Stahlmantel des Reaktorkerns würde dabei aber auch nicht wie bei Reaktor 1 beschädigt werden. In Reaktor 3 scheint der Druck aufgrund der freiliegenden Kernstäbe zu wachsen. Ob der Kühlwasserpegel durch das Einpumpen von Meerwasser steigt, ist unbekannt. Regierungssprecher Edano versicherte freilich, so meldet die Nachrichtenagentur Kyodo, dass zumindest der Druck in Reaktor 1 wieder sinke. Währenddessen scheint man bei den Reaktoren in Fukushima 2 zu planen, die Ventile zu öffnen, um Wasserdruck abzulassen. Dabei würde auch Radioaktivität nach außen gelangen.

Dass die Krisenbewältigung derart schlecht funktioniert, ist sicherlich auch eine Folge der gewaltigen und weiterhin unüberschaubaren Schäden, die das Erdbeben und vor allem der Tsinami hinterlassen haben. Die Zahl der Toten und Vermissten wächst beständig. Mittlerweile geht man von mindestens 10.000 Toten aus, vermutlich werden es noch viel mehr sein. Der Premierminister Kann hat die Katastrophe als die schwerste Krise seit dem Zweiten Weltkrieg bezeichnet.

Im Katstrophengebiet ist die Infrastruktur zerstört, auch die Straßen, so dass die Rettung selbst für ein hochindustrialisiertes Land schwer ist. In Teilen des Landes kommt es zu Stromausfällen, ab Montag wird, die Premierminister Kan mitteilte, zu Stromkürzungen kommen. Die Industrie ist im gesamten Katastrophengebiet nahezu lahmgelegt. Es dürfte Jahre dauern, bis die Schäden wiederhergestellt sind. Auch die Umweltverschmutzung dürfte groß sein, weite Teile sind mit Schlamm bedeckt, in dem vermutlich der vielen Zerstörungen, beschädigten Öltanks und Raffinerien, weggeschwemmten Fahrzeugen und des übrigen Mülls zahlreichen toxische Gefahren lauern.

Die Tsunami-Warnungen wurden mittlerweile zwar aufgehoben, doch es könnte weiterhin Nachbeben geben. In der Region der Metropole Tokio scheint nach Medienberichten eine Art Schockstarre zu herrschen. Das ist nicht verwunderlich, kaum auszudenken, was erst passiert wäre, wenn das Erdbeben und der Tsunami die Megacity mit 40 Millionen Einwohnern direkt betroffen hätte. Und die Bewohner wissen, dass es nur eine Frage der Zeit sein, bis auch ihre Region zum Opfer einer solchen Katastrophe werden könnte.