Kein Ende mit Schrecken, sondern ein Schrecken ohne Ende

Die Immobilienkrise in den USA wird sich wohl weiter deutlich zuspitzen: Der größte US-Immobilienfinanzierer Fanny Mae braucht erneut eine staatliche Milliardenspritze

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Während die Rezession in den USA angeblich bald überwunden sein soll, spitzt sich die Lage auf dem Markt weiter zu, der zentral für die Finanz- und Wirtschaftskrise mitverantwortlich war. Das zeigt sich unter anderem am Bankensterben der Regionalbanken, die immer stärker unter Kreditausfällen bei Immobilienkrediten zu leiden haben. 2008 sind schon 69 Institute unter dieser Last zusammengebrochen. Zuletzt traf es die Mutual Bank aus Harvey im Bundesstaat Illinois. Der Schaden für die US-Einlagensicherungsbehörde ( FDIC) liegt bei etwa 700 Millionen US-Dollar. Nun hat die FDIC einen Brief an die US-Banken geschrieben, um sie dazu zu drängen, ihre Vorsorge gegen Ausfälle bei Immobilienkrediten zu erhöhen. Hieran zeigt sich, wie trügerisch die angeblichen Gewinne der gedopten Großbanken sind.

Und das zeigt sich auch mehr als deutlich daran, dass die inzwischen verstaatlichten großen Immobilienfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac weiter tief ins Minus abrutschen. Die beiden Hypothekenagenturen finanzieren und garantieren für gut die Hälfte aller US-Hypotheken, was sich auf mehr als fünf Billionen Dollar summiert. Beim US- Finanzministerium hat Fannie eine weitere Geldspritze von fast 11 Milliarden Dollar beantragt, womit die Staatshilfe auf etwa 45 Milliarden anwachsen wird.

"Aufgrund des aktuellen Trends in den Haus- und Finanzmärkten rechnen wir in künftigen Perioden mit negativem Eigenkapital. Daraus ergibt sich der Schluss, dass wir zur Fortsetzung unseres operativen Geschäfts von der Unterstützung des Finanzministeriums abhängig sind", gab Fannie Mae zu den aktuellen Quartalszahlen auch keine positive Zukunftsprognose ab.

Ähnlich sieht die Lage auch bei der kleineren Schwester Freddie Mac aus. Die Dauerverluste der beiden Immobilienfinanzierer hängen auch mit der ständig weiter steigenden Arbeitslosigkeit zusammen. Erneut wurden in den USA 550.000 Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe gestellt. Dazu kommen aber auch die Verschlechterung der Bedingungen am Immobilienmarkt und die damit verbundene Verschlechterung der Kreditqualität.

Anders als nun gern gemeldet, wird sich die Immobilienkrise in den USA wohl weiter deutlich zuspitzen. Davon geht man auch bei der Deutschen Bank AG aus. Die Großbank rechnet damit, dass bald fast die Hälfte der Hausbesitzer in den USA größere Hypothekenschulden haben werden, als ihre Immobilie überhaupt noch wert ist. Der Anteil der Kredite, die sich "unter Wasser" befänden, werde auf 25 Millionen Immobilien ansteigen, schreiben die Analysten Karen Weaver und Ying Shen in einer Studie. Im ersten Quartal 2008 sei das mit 14 Millionen nur gut die Hälfte gewesen. Damit wird deutlich, welche Zuspitzung die Bankexperten erwarten. Sie rechnen damit, dass die Immobilienpreise weiter deutlich in den Keller gehen. Bis 2011, so rechnen sie vor, würden die Preise um weitere 14 % fallen.

Schon deshalb darf man die Aussichten auf eine reale Erholung der US-Konjunktur wohl ad acta legen. Denn die hängt vor allem vom Binnenkonsum ab. Die weitere Verschlechterung am Immobilienmarkt und die steigende Arbeitslosigkeit werden aber die Konsumausgaben weiter belasten. Weitere Konjunkturpakete werden auch daran nicht viel ändern. Es wird zu vermehrten Zahlungsausfällen kommen, womit auch das Bankensterben an Fahrt aufnehmen wird. 2009 sind nun schon fast drei Mal so viele US-Banken zusammengebrochen wie die 25 im gesamten Vorjahr.