Wetten auf Lebensmittel lehnen 84 Prozent der Deutschen ab

Die Organisation foodwatch setze ihre erfolgreiche Kampagne "Hände weg vom Acker, Mann!" mit einer Umfrage fort, um Politik und Deutsche Bank zur Regulierung bzw. zur Beendigung der Spekulation mit Nahrungsmitteln zu bringen

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Mitte Oktober hatte foodwatch eine Kampagne gegen die Spekulation mit Lebensmitteln gestartet. Zum Auftakt wurde der Bericht "Die Hungermacher - Wie Deutsche Bank, Goldman Sachs & Co. auf Kosten der Ärmsten mit Nahrungsmitteln spekulieren", verfasst von Harald Schumann, veröffentlicht. Er sollte belegen, dass die Spekulation an den Börsen mit Futures die Lebensmittelpreise in die Höhe treibt.

Die Kampagne forderte nicht nur von der Politik, die Spekulation mit Agrar-Rohstoffen einzuschränken oder zu verbieten, sondern sie richtete sich auch direkt gegen Josef Ackermann, den Chef der Deutschen Bank und den Präsidenten des Weltbankenverbandes IIF, dass er persönlich die Verantwortung übernehmen soll, dass die Spekulation mit Nahrungsmitteln, also dass Wetten auf steigende Preise etwa von Mais oder Weizen, von der Deutschen Bank eingestellt wird. An der Email-Aktion : Hände weg vom Acker, Mann! haben sich bislang 30.000 Internetnutzer beteiligt.

Schon zu Beginn der Aktion kündigte Ackermann in einem Brief an foodwatch an, den Handel mit Futures zu überprüfen: "Kein Geschäft ist es wert, den guten Ruf der Deutschen Bank aufs Spiel zu setzen." Bis Ende Januar soll eine Entscheidung fallen.

Mit einer Umfrage, die foodwatch bei forsa in Auftrag gegeben hat, setzt die Organisation nun öffentlichkeitswirksam die Deutsche Bank, aber auch die Regierung weiter unter Druck. Nach der Umfrage halten nur 11 Prozent für akzeptabel, "dass Banken Kapitalanlagen anbieten, die auf steigende Preise von Agrar-Rohstoffen wetten", während dies 84 Prozent ablehnen. Die größte Zustimmung findet sich bei FDP-Wählern (15%) und bei denen der Union (16%), die größte Ablehnung bei den Wählern der Grünen und der Linken (jeweils 87%).

77 Prozent meinen, die Politik müsse die Spekulation mit Nahrungsmitteln strenger regulieren. 24 Prozent der FDP-Wähler meinen hingegen, man müsse dies den Märkten überlassen, allerdings sprechen sich auch 74 Prozent für eine bessere Regulierung aus. Und 66 Prozent meinen, sollte die Politik eine Regulierung nicht zustande bringen, dass dann die Banken dafür sorgen sollten, solche Produkte nicht mehr anzubieten.

Nicht recht glauben wird man allerdings, wenn 49 Prozent sagen, sie würden zu einer anderen Bank gehen, wenn diese mit Nahrungsmitteln spekuliert, 43 Prozent würden Freunden und Bekannten abraten, Kunde einer solchen Bak zu werden oder zu bleiben. 33 Prozent wollen gar direkt mit ihrer Bank sprechen und sie auffordern, die Spekulation zu beenden. Moralisch, soweit lassen sich die Absichtsbekundungen interpretieren, ist das Wetten auf Nahrungsmittel jedenfalls verpönt.

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Grafik: foodwatch