Breivik bekennt sich zu den Anschlägen, plädiert aber auf unschuldig

Das Gericht hat die erste Anhörung hinter verschlossenen Türen abgehalten, um dem Angeklagten die von ihm erhoffte Medienaufmerksamkeit zu versagen

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Anders Behring Breivik ist heute vor das Osloer Amtsgereicht zum Haftprüfungstermin gebracht worden. Wie er in seinem Manifest ankündigte, wollte er die Gelegenheit nutzen, um auf der "weltweiten Bühne" für seinen Kampf zu werben und sich als Held zu stilisieren. Zudem wollte der 32-Jährige, der sich als Nachfolger der Tempelritter sieht und mit seiner blutigen Tag den Bürgerkrieg gegen Muslime, Marxisten und alle Vertreter des Multikulturalismus eröffnen wollte, in einer Uniform vor Gericht erscheinen.

Das Gericht hat ihm jedoch die öffentliche Bühne verweigert und tagte hinter verschlossenen Türen. Die Polizei soll angeblich befürchtet haben, dass der Angeklagte an mögliche Mitkämpfer geheime Zeichen geben könnte. Auch die Uniform durfte Breivik nicht tragen, das sei zu provokant und verletze die Würde des Gerichts, so die Entscheidung. Vermutlich wollte Breivik, der Uniformen, Abzeichen, Rangordnungen sehr schätzte und sich viele Seiten darüber ausgelassen hat, mit der Uniform nicht als Privatperson, sondern als offizieller Vertreter der von ihm ersehnten "konservativen westeuropäischen Widerstandsbewegung" auftreten. Gleichwohl kam Breivik, wie man auf Bildern von ihm im Polizeifahrzeug feststellen kann, hoch zufrieden zum Gericht. Tatsächlich hat er vorerst erreicht, was er wollte: weltweite Aufmerksamkeit für sich und sein Manifest.

Der Angeklagte kann nach dem Urteil des Haftrichters bis zu acht Wochen, normal wären es vier, in Untersuchungshaft gehalten werden. Bis zum 22. August kann er in strenger Isolationshaft bleiben, in der er von niemanden, auch nicht von Familienangehörigen, besucht werden kann, Briefe schreiben oder empfangen oder Medien wie Zeitung, Radio und Rundfunk rezipieren kann. Nach einer Mitteilung des Gerichts hat der Angeklagte gestanden, sowohl den Anschlag auf das Regierungsgebäude in Oslo als auch das Massaker auf der Insel ausgeführt zu haben. Trotzdem habe er sich als nicht schuldig bezeichnet, er habe nämlich "Norwegen und Westeuropa vor der Übernahme durch den Kulturmarxismus und den Islam retten" müssen. Dazu sei ein "starkes Signal" notwendig gewesenhen könne, das man nicht missverste. Der Arbeiterpartei habe er "größtmögliche Verluste" zufügen wollen, weil diese das Land verraten und einen "Massenimport von Muslimen" forciert habe. Der "Preis für den Verrat" waren seine Taten. Es sei ihm aber nicht um die größtmögliche Zahl der Toten gegangen, soll er noch gesagt haben.

Das Gericht sah genügend Beweise vorliegen, dass Breivik mit terroristischem Vorsatz gehandelt habe. Weil er noch von "zwei Zellen in unserer Organisation" gesprochen habe, er also womöglich doch in einer Gruppe und kein Einzeltäter war, müsse dem nachgegangen werden, ohne dass der Angeklagte eine Möglichkeit hat, diese zu beeinflussen. Die Anhörung dauerte eine halbe Stunde.

Inzwischen konnte die Gesamtzahl der Toten gesenkt werden. In Oslo wurden bislang 8 Tote gefunden, auf der Insel Utøya sollen es jetzt doch nicht 86, sondern 68 Menschen sein. Eingerechnet seien hier auch die im Krankenhaus Verstorbenen. In beiden Fällen, so betont die Polizei, könne aber nicht ausgeschlossen werden, dass neue Tote gefunden würden. So werden auf der Insel noch mehrere Menschen vermisst.