Wikileaks: Amazon beugt sich dem Druck der US-Regierung

Wikileaks nutzt aufmerksamkeitsökonomisch den Druck, um sich besser zu positionieren, was schon fast religiöse Züge hat

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Wikileaks hält Politik und Medien weiter in Aufregung. Die Strategie, nicht alles auf einmal zu veröffentlichen, sondern nach und nach, zeigt Erfolg. Man bleibt im Gespräch. Für den Outlaw Assange wird es allerdings mit dem Red Alter von Interpol unangenehm, auch wenn man vermuten darf, dass die Vergewaltigungsvorwürfe das Gesicht von Wikileaks beschädigen sollen, also eine von bekannten interessierten Kreisen inszenierte Verleumdungskampagne sein dürften. Aber wer weiß?

Dass die US-Regierung, die ein Ermittlungsverfahren gegen Wikileaks eingeleitet hat, sehr interessiert daran sein dürfte, die Organisation mundtot durch Einschüchterung zu machen, liegt auf der Hand. Dass hinter der Bühne gearbeitet wird, zeigt der Rückzug von Amazon, die keine Inhalte von Wikileaks mehr hosten. Ein gefundenes Fressen für die stark aufmerkamkeitsökonomisch ausgerichtete Organisation, die nun mehr denn je im Untergrund agieren muss. Noch ist nach Wikileaks Europa besser: "WikiLeaks servers at Amazon ousted. Free speech the land of the free--fine our $ are now spent to employ people in Europe."

Amazon wird auch nahegelegt, doch auch den Verkauf von Büchern einzustellen, wenn sie schon so mit dem bedeutsamen Ersten Verfassungszusatz hadern, der weitgehende Rechte für die Meinungsfreiheit garantiert. Und Wikileaks, sowieso schon weltweit bekannt, arbeitet weiter am eigenen Profil als Robin Hood der Digitalgesellschaft: "WikiLeaks is the first global Samizdat movement. The truth will surface even in the face of total annihilation." Das hat schon wieder amerikanische oder religiöse Anklänge, wenn man so heroisch auftritt, was vermutlich auch der Sorge verdankt sein dürfte, dass es bald konkurrierende Wahrheits- und Enthüllungsmaschinen geben wird, also dass Wikileaks auch ein Geschäftsmodell ist. Was Greenpeace für den Umweltschutz ist, könnte Wikileaks für Staaten und Unternehmen werden, stets getrieben von spektakulären Aktionen.