Filz, Korruption - oder Großzügigkeit?

Ein Ex-Medienwächter erhielt dubiose Darlehen von den Produzenten einer Fernsehsendung, über deren Schleichwerbeverstöße er zu entscheiden hatte

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Der ehemalige Vorsitzende des Medienrates der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM), Klaus Kopka, hat einem Bericht der Süddeutschen Zeitung zufolge zwischen 1994 und 2000 drei Darlehen von den Produzenten des auf RTL und Sat1 gesendeten Bayern Journals erhalten. Insgesamt soll es sich um 215.000 Euro zu sehr günstigen Konditionen handeln.

Pikant an diesen Geschäften ist unter anderem, dass der ehemalige CSU-Landtagsabgeordnete, der als einer der "Väter" des bayerischen Privatmedienaufsichtssystems gilt, zu dieser Zeit über Schleichwerbung im Bayern Journal zu entscheiden hatte. Seinerzeit wurde der BLM vorgeworfen, gegen die Firma Camp TV trotz zahlreicher Werbeverstöße nicht einmal geringfügige Sanktionen verhängt zu haben.

Einer der Besitzer von Camp TV war der bei den Terroranschlägen in Bombay bei einem Fluchtversuch abgestürzte Medienunternehmer Ralph Burkei. Er war unter der Regentschaft von Monika Hohlmeier Schatzmeister eines CSU-Bezirkverbandes, der seinerseits von der BayernLB günstige Darlehen beziehen konnte. Überdies mischte Burkei als Schatzmeister und Vizepräsident des TSV 1860 München und als Präsident des VFB Leipzig noch im Fußballgeschäft mit, wobei er den sächsischen Verein in die Insolvenz führte.

Die Kredite will Kopka zwar wieder zurückgezahlt haben, kann sich aber nicht erinnern, wie viel Geld er überhaupt erhielt. Der Anwalt von Ralph Piller, des anderen Besitzers von Camp TV, ließ indessen verlautbaren, dass durchaus noch ein "offener Rest" ausstünde. Außerdem habe Burkei in einem "nicht für möglich gehaltenen Umfang Beträge an diverse Personen 'transferiert'", bei denen teilweise noch geprüft werden müsse, ob es sich um Darlehen oder um Geschenke handelt.

Kopka, der zwischen den Darlehen und dem Gebaren der BLM "überhaupt keinen Zusammenhang" sehen kann, stand zwischen 1985 bis 2004 dem Medienrat vor und hat immerhin ein Jahr vor seinem Ausscheiden, Ende 2002/Anfang 2003 den BLM-Vorsitzenden Wolf-Dieter Ring über seine freundschaftlichen Geschäftsbeziehungen zu seinem Partei-Spezi Burkei berichtet. Dieser wollte an der "privaten Angelegenheit" nichts Anstößiges finden, wurde aber angeblich auch nicht mit Details konfrontiert und sah darüber hinaus auch keinen Anlass, diese Angelegenheit zu prüfen.