Merkel lobt, dass die Uni Bayreuth die Vorgaben umgesetzt hat

Die diensteifrige Uni Bayreuth lässt sich vorführen, Wissenschaftsministerin Schavan preist auch noch deren "Selbstregulierungskräfte"

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Eigentlich ist es schon unglaublich, wie sich die Universität Bayreuth vorführen lässt, um schnell die Blamage vergessen machen zu wollen. Während der Minister Guttenberg sein Verhalten dreist auch noch als vorbildlich schildert, machte Kanzlerin Merkel deutlich, was Sache ist.

Die Universität hat die Vorgaben des Verteidigungsministers und den Wünschen der Regierung gehorcht. "Die Entscheidung der Uni Bayreuth liegt auf der Linie dessen, was der Verteidigungsminister vorgegeben hat. Sie macht daher Sinn", sagte Dr. Merkel und düpierte damit noch einmal in aller Öffentlichkeit die Institution, deren Verantwortliche auf selbständige Entscheidung verzichten und kein Rückgrat zeigen. In jedem anderen Falle wäre man nicht umhin gekommen, von einer Täuschungsabsicht zu sprechen. Genauso könnte es auch bei der der Summa-cum-laude-Dissertation zugegangen sein, wo man sich mehr davon versprach, den Politiker durchzuwinken, als ihm und sich Schwierigkeiten zu bereiten.

Guttenberg hat der Universität mit seinem Brief diktiert, dass er seinen Doktor zurückgibt, aber nichts von Schuldfragen wissen will. Das Alles sei unbewusst in der "Quadratur des Kreises" geschehen, die den jetzt für die Bundeswehrreform und den Einsatz deutscher Soldaten in Afghanistan verantwortlichen Minister überfordert habe: "die hohen Anforderungen der Tätigkeit eines Bundestagsabgeordneten, die Doktorarbeit und die Pflichten eines Familienvaters unter einen Hut zu bringen". Da hat also Guttenberg zu Hilfsmitteln oder Ghostwritern gegriffen, anstatt sich einzugestehen, dass er halt nicht in der Lage ist, eine Dissertation zu schaffen.

Eilfertig sprang auch die Wissenschaftsministerin, Dr. Schavan, ein, die eigentlich den Auftrag hätte, die Institution Wissenschaft und das Vertrauen in sie zu schützen. Aber nein, Schavan feiert die Entscheidung der Universität und lobt in einem Interview, wie gut das doch alles gelaufen sei: " Der Fehler ist gemacht worden. Es gibt Situationen, in denen Fehler gemacht werden. Und entscheidend ist, dass ein System dann Selbstregulierungskräfte hat, und das ist gestern deutlich geworden. Der Titel ist aberkannt, und damit ist klar seitens der Wissenschaft gesagt worden: Hier ist ein Fehler gemacht worden beim Zustandekommen der Arbeit und bei der Bewertung der Arbeit, und insofern sage ich: Die hohe Qualität der Wissenschaft zeigt sich darin, dass sie zügig in der Lage ist, dann Fehler auch zuzugeben und klare Konsequenzen zu ziehen."

Der Vollzug der Vorgaben von Merkel und Guttenberg wird zur Entscheidung von "Selbstregulierungskräften" umgetauft, die Professoren, die sich blenden oder aus eigenen Interessen instrumentalisieren ließen, werden ebenso wie der Fachbereich und die Universitätsleitung nicht einmal aufgefordert zu klären, wie es dazu kommen konnte. Es werden halt Fehler gemacht. Wer sie "zügig" zugibt wie Guttenberg und die Uni, hat alles richtig gemacht, auch wenn die Integrität der Wissenschaft beschädigt ist und die "Selbstregulierungskräfte" am Zügel der Politik laufen.