Gefährliche Hausfrauen

Weil Amerika so langweilig war, verfielen Doris und Boris auf eine Schnapsidee. Eine Fiktion von Tom Appleton zum Agentenaustausch

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(1)

"Siehst du ihn, Boris? Dreh dich nicht um. Verwende lieber deine dunkle Spionbrille mit den angeklebten Seitenspiegeln."
"Sag bloß, Doris. Das soll der FBI-Typ sein? Das ist doch der Debile aus der Gärtnerei."
"Er hat mir seinen Ausweis gezeigt. Und dabei ein unanständiges Angebot gemacht. 50 Dollar für einmal Blasen."
"Warum musstest du auch deine Nacktfotos im Fuckbook ausstellen."
"Es hat mir eben Spaß gemacht. Amerika ist ja soo langweilig."
"Na, mit langweilig ist es vorbei. Dreh dich nicht um, da kommen sie."
"Wer?"
"Alle. Die National Guard. FBI, NSA, NBR, ATT, BBC, alle. Sogar mit Hubschraubern."

(2)

"Und warum haben Sie in ihrem Blumentopf Geheimnachrichten mit unlesbarer Tinte in Zwiebelschrift hinterlassen?"
"Ich verweigere die Aussage, bis mein Rechtsanwalt eintrifft."
"Ihr Rechtsanwalt ist momentan in Guantanamo, Kuba. Er vertritt dort Obama’s Koch und Fahrer."
"Meinen Sie nicht Osama?"
"Sie haben sich also Informationen über den Präsidenten der Vereinigten Staaten eingeholt?"
"Seit wann ist Osama Präsident der Vereinigten Staaten?"
"Aha! Und Sie setzen ihre Spionagetätigkeit fort -- sogar hier in einem amerikanischen Gerichtssaal?"
"Keineswegs. Ich wollte Sie nur darauf aufmerksam machen, dass sie den Namen des Präsidenten mit dem eines Terroristen verwechselt haben."
"Für eine solche Aussage können Sie eine Gefängnisstrafe von fünf bis zehn Jahren gewärtigen."
"Ich verlange eine Dolmetscher. Ich russiche Spilon." "Na sehen Sie. Wir verstehn uns doch.

(3)

"Doris, was kann man mach? Es ist Amerika. Sie haben sogar die Rosenbergs geschickt auf elektrischen Stuhl."
"Aber das war 1949."
"Ja, und es war Bleistiftzeichnung, die ihr Schwager hat abgezeichnet aus alte Ausgabe von Popular Mechanics. War Zylinderkopfdichtung von alte Jeep. Aber, stand darunter Atom. Ein Wort. Und sogar nur falsch geschrieben, Atomatic. Aber genug, es hat gereicht."
"Hören Sie, wir haben nur gespielt, verstehen Sie, Dangerous Housewives. Ein bisschen Spion. Unsichtbare Kleidung. Schnurrbart. Geheimschrift."
"Und war Idee von diesem Frank, der jetzt ist geflohen in Sizilien?"
"Ja, woher wissen Sie?"
"Ist amerikanische agent provocateur. Arbeitet bei CIA. Natürlich er wird nicht ausgeliefert an Moskau."

(4)

"Medwedew."
"Putin."
"Aahhhh...."
"Hören Sie, Genosse. Ich meine, Kollege. Was sind das für Verrückte da in Amerika?"
"Verrückte? Die sind alle verrückt. Welche meinen Sie im Besonderen?"
"Ich meine diese angeblichen Spione?"
"Ach, das sind Kinder. Das Übliche. Sie haben ein bisschen Spion gespielt. Zu viele Filme aus der Videothek gesehen. Amerika ist soo langweilig."
"Vielleicht werden sie Vladivostock interessanter finden.."
"Ha ha ha.!"
"Sie auch Kollege. Irkutsk. Novosibirsk."
"Räusper. Ich verstehe. Die Sache ist Ernst."
"Ja. Ich turne mit nacktem Oberkörper vor Kamera. Bei 40 Grad in Stalingrad. Und Sie Kollege machen die Lachnummer mit Osama."
"Obama."
"Machen Sie ihre eigenen Witze. Aber erst bringen Sie diese Idioten nach Hause."

(5)

"Barry? Barry O’Barmey?"
"Yes. Who is this?"
"Medwedew. Ihre Russische Freund."
"Oh Med. Was kann ich für Sie tun?"
"Fragen Sie nicht was Sie können tun für mich, fragen Sie lieber was ich kann tun für Sie?"
"Okay. Was ich kann tun für Sie?"
"Tauschen wir Spionen!"
"Brillante Idee, Med. Warte. Einen Moment. Ich frage den Chef. Joe, haben wir Spione in Moskau? Zum Tauschen?"
"Unverständlich."
"Aha, einen Kulturattaché an der Botschaft. Den Präsident der Russisch-Amerikanischen Freundschaftsgesellschaft. Und -- aha. Aha. Med. Wir hätten VIER."
"Ist okay, Barry. Hauptsache. Tauschen. In Vienna? Alte Tradition?"
"Wunderbar. Mit der Musik vom Dritten Mann?"

(6)

"Ist die Fußfessel bequem?"
"Ja, danke."
"Und die Handfessel auch?"
"Es geht."
"Können Sie trotzdem lesen?"
"Schon. Wenn die Times nur nicht solche großen Seiten hätte...!"
"Früher waren sie noch größer..."

(7)

"Noriega? Was meinen Sie -- Noriega?"
"Ich dachte, er sei Geschichte. Aber er lebt, und hier steht, eben gerade ist er zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt worden."
"Ja, die Times. Hinkt immer ein bisschen hinter der Zeit hinterher. Aber es stimmt. Er ist verurteilt worden. In Frankreich. Der Mann ist Gold wert. Wie Kissinger, sogar im hohen Alter. Die Franzosen können sich glücklich schätzen. In Panama hätten sie ihn einfach nur aufgehängt."
"Ach, Panama. Kennen Sie den Film? The Tailor of Panama? Mit Pierce Brosnan. Aus dem Jahr 2000."
"Ja, da hatten sie Noriega als realistische Kulisse eingebaut. Ich erinnere mich. Lang her."
"Und da hatten wir den Satz her. Ferret out one or two who gain you access to the corridors of power. Wir haben gedacht, wir spielen Spion und lernen dabei ein paar nette Leute kennen. Nette Leute mit viel Geld."
"Ach, Doris, das ist jetzt vorbei. Hören Sie die Musik? Das Thema vom Dritten Mann. Von Anton Karas. Und da ist auch schon Schwechat. Der Flughafen von Wien."

(8)

"Medwedew."
"Putin."
"Ahhhhhh...."
"Hören Sie Genosse. Äh, Kollege. Die Spione..."
"Sind unterwegs. Nach Novosibirsk. Da leiten sie dann eine Volkshochschule."
"Und die Kleine?"
"Unterwegs. Zu Ihnen."
"Gut. Hören Sie..."
"Ja. Ja. Ja. Ich höre...."
"Dieser Mann von BP..."
"Sie meinen - Tony Hayward?"
"Ja, mit dem Öl im Golf von Mexiko. Bieten Sie ihm einen Job an."
"Wirklich? Wo."
"Chef von Gas Prom. In Ukraine."