Neun AKWs sind derzeit abgeschaltet

Seit kurzem ist auch das AKW Grafenrheinfeld vom Netz, der Stadtrat von Schweinfurt fordert "schnellstmögliche" und dauerhafte Abschaltung

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

In Deutschland sind im Augenblick nicht nur die sieben Alt-Kernkraftwerke aufgrund des Moratoriums abgeschaltet, sondern neben dem AKW Krümmel (Vattenfall/E.ON), das seit 2007 nicht in Betrieb ist, nun auch seit dem 26. März das AKW Grafenrheinfeld (E.ON).

Die Abschaltung des Druckwasserreaktors, der 1981 ans Netz ging und in dem seit 2001 auch MOX-Brennelemente eingesetzt werden, hat mit dem Moratorium und Fukushima nichts zu tun, sondern wird wegen der jährlichen Revision und dem Wechseln von Brennelementen abgeschaltet. Das betont E.ON ausdrücklich in einer Mitteilung. Es sollen 28 Brennelemente ausgetauscht, Prüfungen durchgeführt und der "Anschlussstutzen der Volumenausgleichsleitung im Bereich des Thermoschutzrohrs" ausgewechselt werden.

E.ON betont die routinemäßige Revision deswegen so, weil zuvor schon Ende Januar Kritik laut geworden war, dass erst jetzt der Abschlussstutzen des im Inneren des Reaktorkerns befindlichen Thermoschutzrohrs ausgewechselt wird. Dessen Beschädigung - ein vermutlicher Riss - war bereits während der letzten Revision erkannt, das AKW dennoch wieder hochgefahren worden. Ein Bruch der Leitung hätte zu einem Kühlmittelaustritt führen können.

Die Grünen forderten im Januar eine sofortige Abschaltung und kritisierten, dass der vermutete Riss von E.ON und der bayerischen Atomaufsicht erst verspätet gemeldet worden war und die Reaktorsicherheitskommission zugestimmt habe, die Reparatur erst bei der nächsten Revision vorzunehmen. Auch die Abteilung für Reaktorsicherheit des Bundesumweltministeriums hatte erst spät von dem Vorfall erfahren und gefordert, den Reaktor abzuschalten, wie der Spiegel im Dezember 2010 berichtete.

E.ON erklärte, es habe wegen der "geringfügigen Veränderung einer Anzeige" keine Meldepflicht gegeben. Erst weitere Untersuchungen hätten auf eine "mögliche Ungänze bereits im Herstellungsprozess hingewiesen".

Neben der Kritik am fragwürdigen Umgang von Betreiber und Behörden mit der Sicherheit kommt allerdings die Sorge vor der Atomtechnik nach dem Unglück in Fukushima. Am Dienstag hatte der Stadtrat von Schweinfurt eine Resolution verabschiedet, die die Abschaltung des Reaktors forderten, weil er ein nicht kalkulierbares Risiko darstelle und nicht mehr den neuen Sicherheitsanforderungen genüge. Die von 11 Stadträten der SPD, der Grünen, der SWL und der Linken in einem Dringlichkeitsantrag eingebrachte Resolution wurde auch von CSU-Stadträten mitgetragen, nachdem nicht mehr eine sofortige, sondern nur noch eine "schnellstmögliche" Abschaltung gefordert wurde. CSU-Fraktionschef Stefan Funk will damit die Glaubwürdigkeit der Partei stärken, die mit CDU und FDP erst die ohne Prüfung vollzogene Laufzeitverlängerung auch für Grafenrheinfeld möglich gemacht hatte: "Wir stehen dahinter, dass der Ausstieg mit Nachdruck betrieben wird."