Für ein Pflichtfach Astronomie an den Schulen

Ein von vielen Wissenschaftlern, Lehrern und Organisationen unterzeichneter Appell sieht die Astronomie als beste Möglichkeit, das Interesse für Naturwissenschaften zu fördern.

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Wenn es um Bildungspolitik geht, sollte es bei den Schulen nicht nur um Geld, Stellen und Klassengrößen, sondern auch um Schulinhalte gehen. Reicht der traditionelle Kanon, den man Schülern vermittelt, für das Verständnis der gegenwärtigen Welt und als Grundlage für eine Arbeitskarriere? Die Finanzkrise hat deutlich gemacht, dass Wissen um elementare Zusammenhänge von Wirtschaft und Kapital vielen Menschen fehlt.

Anlässlich der Woche der Schulastronomie, die im Rahmen des Internationalen Jahres der Astronomie 2009 stattfindet, fordern nun 275 Organisationen und Wissenschaftler sowie Lehrer, darunter Internationale Astronomische Union (IAU), die Europäische Astronomische Gesellschaft (EAS), der Deutsche Kulturrat und der Rat Deutscher Planetarien, in einem Offenen Brief an den Bund und die Länder die Politiker auf, bundesweit Astronomie als Pflichtfach einzuführen. Bislang gibt es dies nur in Thüringen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. In Berlin, Brandenburg und Sachsen wurde es hingegen nach der Wende aus dem Schulplan gestrichen. Schon 2006 gab es von einen ähnlichen Appell mit 40.000 Unterschriften, die Astronomie wieder in Sachsen und ganz Deutschland als Schulfach einzuführen.

Der neuerliche Appell, der wiederum von Pro Astro Sachsen getragen wird, will darauf aufmerksam machen, dass Astronomie von Kindern mit Interesse aufgenommen wird und das Interesse an Naturwissenschaften fördern kann: "Schülerinnen und Schüler nehmen schon ab der Grundschule mit Begeisterung astronomische Unterrichtsinhalte auf. Die Astronomie bietet dabei auch die große Chance, dass naturwissenschaftliche Schulfächer und Mathematik in der Gunst der Schülerinnen und Schüler wieder steigen." Zudem sei die Astronomie die älteste der Naturwissenschaften, deren Vorteil es sei, überaus interdisziplinär zu sein: "Neben den klassischen Naturwissenschaften Physik, Chemie und Biologie sowie der Mathematik und Technik, haben auch die Geisteswissenschaften wie Philosophie, Geschichts- und Kulturwissenschaften sowie Theologie wesentliche Bezüge zur Astronomie."

Dr. Andreas Müller, Astrophysiker am Exzellenzcluster Universe der TU München und Mitinitator des Appells, meint gar, dass ein Schulfach Astronomie viele Probleme des Schulalltags lösen könne: "Mithilfe der Astronomie kann man wieder die Begeisterung für Schule und Natur wecken. Außerdem beklagen sich Schüler und Lehrer über zu viel und zu schnelles Lernen. Ein interdisziplinäres Schulfach Astronomie kann es leisten, Wissen wieder kompakt und effizient zu vermitteln. Ganz umsonst erhält der Schüler schließlich ein globales Verständnis unserer komplexen Welt." Mal sehen, ob sich dieses Mal die Bildungspolitiker offener zeigen, den Lehrplan umzugestalten und ein Fach zu integrieren, dass nicht nur wegen der Interdisziplinarität, sondern auch aufgrund seiner Anschaulichkeit tatsächlich auch junge Schüler faszinieren kann. Schließlich sind wir mit der Raumfahrt, der Raumstation und den vielen Sonden dem Weltall auch schon viel näher gerückt.