Zahl der Priesterbewerber ging um die Hälfte zurück

Die katholische Kirche hat ein Nachwuchsproblem

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Wie der Frankfurter Theologieprofessor Bernhard Emunds auf der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Regensburg offenbarte, sank die Zahl der Interessenten für das Priesteramt in den letzten fünfzehn Jahren um etwa die Hälfte. Dass die der Theologiestudenten insgesamt im selben Zeitraum stabil blieb, liegt daran, dass mehr Deutsche Religionslehrer werden wollten. Diese dürfen im Gegensatz zu Priestern auch weiblichen Geschlechts sein und heiraten.

Bei den katholischen Bistümern in Deutschland fand sich niemand, der dazu Stellung nehmen wollte, inwieweit der Bewerberschwund mit den Maßnahmen gegen pädophile Priester zusammenhängen könnte. Die leitete man ein, nachdem bekannt wurde, dass Kindsmissbrauch in katholischen Einrichtungen ein Massenphänomen war. Alleine in den letzten beiden Jahren machten Fälle aus den Bistümern Aachen, Augsburg, Bamberg, Berlin, Dresden-Meißen, Eichstätt, Erfurt, Essen, Freiburg, Fulda, Hamburg, Hildesheim, Köln, Limburg, Mainz, München-Freising, Münster, Osnabrück, Paderborn, Passau, Regensburg, Rottenburg-Stuttgart, Speyer, Trier und Würzburg Schlagzeilen. In diesem Zusammenhang erklärte sich die Kirche bereit, Opfern bis zu 5.000 Euro Entschädigung zukommen zu lassen. In Einzelfällen kann diese Summe auch höher ausfallen: Der 50-jährige Maler Rainer Baldau, der in einem Heim regelmäßig von einer Nonne gezwungen wurde, an sadistischen Inszenierungen mitzuwirken, bekam unlängst 13.000 Euro zugesprochen.

Der Priestermangel wirkt sich mittlerweile auch auf die Versorgung der Anhängerschaft mit Ritualen aus. In manchen ländlichen Gemeinden bildeten sich deshalb nach der Verrentung eines Priesters ohne Neubesetzung der Stelle Initiativen, die sonntags Gebetsfeiern ohne Kommunion abhalten. In Augsburg untersagte Bischof Konrad Zdarsa die Benutzung von Kirchen durch solche von Laien veranstalteten "Wortgottesdienste", was zu Unmut bei alten Menschen führte, die häufig nicht mobil genug sind, um in weiter entfernte Kirchen zu fahren, in denen es noch Pfarrer gibt.