Spaniens Katholiken wettern erneut gegen Sozialdemokraten

Kritisiert wird erneut gegen die geplante Liberalisierung der Abtreibung, während man die "christliche Familie" preist.

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Zum Jahreswechsel haben sich erneut tausende Katholiken aus ganz Europa zu einer Messe in der spanischen Hauptstadt Madrid versammelt. In dieser nun schon traditionellen Protestmesse wenden sich die Katholiken immer wieder gegen liberale Veränderungen, wie die gleichgeschlechtliche Ehe mit Adoptionsrecht, die es in Spanien seit 2005 gibt. Zum "Fest der Heiligen Familie", welche die katholische Kirche am ersten Sonntag nach Weihnachten begeht, wird für die "christliche Familie" geworben.

So warnte der Erzbischof von Madrid, Antonio María Rouco Varela, davor, dass die Ehe zwischen Mann und Frau durch verschiedene "andere Familienmodelle" bedroht sei. Varela war mit Unterstützung von Papst Benedikt XVI. gegen seinen liberaleren Vorgänger zum Vorsitzenden der Bischofskonferenz gekürt worden. Der Ultrakonservative spricht stets von der "wirklichen Familie". Von ihr hänge die "Zukunft Europas, ihre moralische, spirituelle und sogar die biologische" ab, meinte er vorgestern in Madrid. Natürlich zog er auch Scheidung zu Felde, welche die Regierung bis zu "bis vor kurzem undenkbaren Extremen" erleichtert habe.

Vor allem wurde aber gegen die geplante Liberalisierung der Abtreibung gewettert. Die Ultrakonservativen bezeichnen sie als eine "Legalisierung des Massenmords" und vergleichen sie sogar mit dem Holocaust. Gefordert wird deshalb, die Abtreibung, wie unter der Franco-Diktatur, wieder unter Strafe zu stellen. Und das ist nicht der einzige Punkt, in dem sich ein Teil von Spaniens Katholiken positiv auf die Diktatur beziehen und aus dem Vatikan dabei Unterstützung erhalten.

Das Abgeordnetenhaus hatte Mitte des Monats das Gesetz verabschiedet, das nun nur noch durch den Senat muss. Mit den Stimmen der Linken und Nationalisten aus dem Baskenland und Katalonien erhielten die regierenden Sozialdemokraten (PSOE) die nötige Mehrheit. Damit wird endlich auch gesetzlich ein reales Abtreibungsrecht von Frauen in Spanien verankert. Bis in zur 14. Woche können dann bald auch 16jährige Mädchen eine Schwangerschaft abbrechen. Erwartungsgemäß ist aber der Passus gefallen, dass die Eltern von Minderjährigen nicht über den Eingriff informiert werden müssen.

Der Papst war der Messe über Großbildleinwänden zugeschaltet und unterstützte die Angriffe auf die spanische Regierung erneut. Er nannte die traditionelle Familie die "beste Schule, in der die Werte vermittelt werden, die die Würde des Menschen ausmachen". Die Institution der Familie sei heute vielen Hindernissen und Gefährdungen ausgesetzt, sagte er in seiner Grußbotschaft vom Petersplatz in Rom. Nach Madrid waren auch Bischöfe aus verschiedenen Ländern Europas gereist. Aus Deutschland kam Kardinal Georg Sterzinsky. Der Berliner Erzbischof leitet die Kommission für Ehe und Familie der Deutschen Bischofskonferenz. Mit Kurienkardinal Paul Josef Cordes sprach er von der vielfach bedrohten Familie, die geschützt werden müsse.