Zahnärzte und Ärzte führen die Stundenlohn-Hitparade an

Ingenieure und Naturwissenschaftler verdienen häufig deutlich weniger

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Nachdem die kräftigen Honorarerhöhungen von Ärzten und Zahnärzten in trockenen Tüchern sind, erschien diese Woche eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), die durchaus das Potenzial hat, das öffentliche Gejammer der Verbände der beiden Berufsgruppen zu konterkarieren: Danach haben Zahnärzte mit durchschnittlich 19,33 Euro bei Männern und 15,5 Euro bei Frauen den höchsten Netto-Stundenlohn von allen Berufsgruppen in Deutschland – gefolgt von Allgemeinmedizinern, die 17,77 und 13,36 pro Stunde verdienen.

An Hochschulen ausgebildete Musiker, deren Funktionäre sogar den Eindruck erwecken, ihre Schützlinge würden hungern, liegen mit 10,8 beziehungsweise 9,16 Euro pro Stunde im Mittelfeld. Allerdings gibt es in dieser Berufsgruppe nicht nur Akademiker - und die Verwertungsgesellschaft GEMA gleicht extreme Einkommensunterschiede nicht etwa aus, sondern verstärkt sie sogar, was auch unter Musikern den Ruf nach einem anderen Rechtsrahmen für die 1933 mit einem Monopol ausgestatteten Institution immer lauter werden lässt.

Bei Mathematikern, Informatikern, Naturwissenschaftlern und Technikern, den so genannten "MINT"-Berufen, ist das Spektrum relativ breit und reicht vom männlichen Universitätsabsolventen im Bereich "Industrial Engineering", der 15 Euro netto verdient, bis zur Feinmechanikerin mit betrieblicher Ausbildung, die mit 6,53 Euro auskommen muss. Dass viele MINT-Untergruppen nur im Mittelfeld liegen, ist insofern bemerkenswert, als Industrie- und Handwerkslobbyisten immer wieder über einem Mangel an solchen Fachkräften klagen. Wäre dieser Mangel tatsächlich so gravierend, so würde man annehmen, dass er sich auch auf die Höhe der Gehälter auswirkt, die in diesen Bereichen gezahlt werden.

Schlusslicht der Statistik ist der Bereich "Beauty", in dem Frauen mit einer betrieblichen Ausbildung 5,55 Euro netto in der Stunde verdienen. Männer kassieren in dieser Berufsgruppe mit durchschnittlich 8,47 deutlich mehr. Bei ihnen sind Krankenpfleger (8,36 Euro), Bautechniker (8,17 Euro) und Sozialarbeiter (8,16 Euro) die finanziellen Schlusslichter. Im Zeitvergleich stellte das DIW fest, dass die Einkommensungleichheit seit der Jahrtausendwende deutlich zugenommen hat und dass junge Erwachsene häufiger im Niedriglohnsektor arbeiten. Den Aufstieg aus diesem Segment schafft nur etwa jeder Zweite.