Apple-Nutzer zahlen mehr

Reiseagentur bietet je nach Betriebssystem Zimmer einer anderen Preislage an

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Die Online-Reiseagentur Orbitz schlägt laut Wall Street Journal Online abhängig vom erkannten Betriebssystem andere Suchergebnisse vor, wenn ein Surfer nach Übernachtungsmöglichkeiten sucht. Als Begründung wird angegeben, dass Apple-Nutzer laut statistischen Erhebungen bis zu 30% mehr für Hotelzimmer ausgeben. Laut Orbitz zeige man jedoch nicht die gleichen Zimmer zu verschiedenen Preisen an, sondern andere Zimmer - oder Hotels - die erfahrungsgemäß eher von Apple-Nutzern gebucht würden. Weiterhin hätten Kunden immer noch die Möglichkeit, ihre Suchergebnisse nach Preis zu sortieren.

Die Praxis, Kunden je nach Hintergrund unterschiedliche Angebote zu machen, ist nicht wirklich neu. Google personalisiert bereits seit 2009 die Suchergebnisse jedes Nutzers; je nach Surfverhalten können bestimmte Seiten so als relevanter bewertet werden. Wenn beispielsweise ein Nutzer in der Vergangenheit häufiger Suchergebnisse von Amazon als von eBay angeklickt hat, werden Ergebnisse von Amazon bei künftigen Suchen dieses Nutzers bevorzugt.

Auf den ersten Blick mag dies sinnvoll erscheinen; allerdings droht laut Kritikern wie Eli Pariser die Gefahr, als Nutzer in einer sogenannten "Filterblase" zu leben. Den eigenen Vorlieben oder Ansichten zuwiderlaufende Suchergebnisse könnten bei einer personalisierten Suche nur sehr weit hinten auf der Ergebnisliste angezeigt werden, wo man nie nachschaut.

Das Beispiel Orbitz zeigt, wie dieses Modell der personalisierten Suche fortgeführt werden kann: nicht nur die persönlichen Vorlieben spielen eine Rolle, auch die Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppen entscheidet plötzlich über die Art der Suchergebnisse. Wobei die Zuordnung zu einer Gruppe schon durch Merkmale wie das gerade genutzte Betriebssystem erfolgen kann, auch wenn man vielleicht gerade einen fremden Computer benutzt. Und während bei einer Suche nach Informationen diese Vorfilterung eventuell "nur" Auswirkungen auf unsere Sicht der Welt haben könnte, weil die Suchergebnisse unsere Ideologie weiter festigen, statt auch kritische oder zuwiderlaufende Informationen zu liefern, hat eine Filterung nach dem Modell von Orbitz ökonomische Auswirkungen.

Natürlich kann man - so man sich dieser Vorauswahl überhaupt bewusst ist - per Mausklick die Sortierung ändern und beispielsweise die günstigsten Angebote an den Anfang stellen. Genau so einfach könnte aber der Suchanbieter - seiner Meinung nach für uns irrelevante - Suchergebnisse einfach unterschlagen. Dennoch stellt sich die Frage, ob nicht auch analog zur Diskussion über Netzneutralität eine Diskussion über Suchneutralität geführt werden sollte.