Brüssel sagt ja zur BASF-Kartoffel

EU-Kommission: Gen-Kartoffel "Amflora" darf angebaut werden

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Für Feinschmecker ist die Erlaubnis aus Brüssel zum Anbau der Kartoffel "Amflora" kein Anlass zur Vorfreude auf kulinarische Genüsse - sie ist wegen ihres hohen Stärkegehalts zu mehlig. Anders als die Sorte "Linda" wird "Amflora" auch nicht Menschen zum Essen aufgetischt, sondern Tieren - und vor allem der Industrie, die Amflora leichter, günstiger und effizienter weiterverarbeiten kann, als Klebstoff-, Papier- oder Textiliengrundlage.

Fast 13 Jahre lang hat der Hersteller BASF, genauer dessen Forschungs- und Technologieabteilung Plant Science, die die Kartoffel entwickelt hat, auf die Zulassung für den industriellen Anbau der "Amflora" gewartet. Heute wurde sie von der europäischen Kommission erteilt - für den Anbau zu industriellen Zwecken und als Tiernahrung -, wie berichtet wird.

Bei Amflora wurde gentechnisch ein Enzym blockiert, das für die Produktion der Stärkekomponente Amylose wichtig ist. Dadurch ist der Anteil des für die Industrie wichtigen Amylopektin, der Stärkekomponente mit den wichtigen Kleistereigenschaften, so groß, dass aufwendige Trennverfahren unnötig werden - damit wird der Nutzen von Amflora erklärt. Weshalb die Zulassung der Kartoffel so viele Widerstände gefunden hat, erklärt sich aus der Verwendung eines Markergens, dem nptII-Gen. Da das Gen sich als resistent gegen ein Antibiotikum gezeigt hat, das bei der menschlichen Therapie eingesetzt wird, ist der Einsatz der Kartoffel umstritten.

Auch das Gutachten, das die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit ( EFSA) im Sommer letzten Jahres vorgelegt hatte, in dem die Sicherheit trotz mancher Bedenken bestätigt wurde, werden von den Amflora-Gegner mit größeren Zweifeln bedacht, weil man der Organisation Nähe zur Industrie unterstellt. In der Kritik steht etwa der Fall Suzy Renkens, eine ehemalige Gentechnik-Abteilungsleiterin der EFSA, die zu Syngenta gewechselt ist. Dort wird Gentechnik für Landwirtschaft entwickelt.

Bemerkenswert an dem heutigen industriefreundlichen Entschluss der EU-Kommission ist auch, dass man auch dem Konzern Monsanto eine freudige Botschaft überbringen konnte. Drei Varianten des genetisch modifizierten Mais MON 863 dürfen nun in der EU "kommerziell genutzt" werden.