Aufschwung durch Abstieg: Zahl der atypisch Beschäftigten in letzten Jahren deutlich gestiegen

Gleichzeitig nahm die Zahl der Normalarbeitsverhältnisse ab.

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Die Erfolgsmeldungen vom Abbau der Arbeitslosigkeit verdanken sich zum guten Teil dem Umstand, dass immer mehr Menschen "atypische Arbeitsverhältnisse" (befristete oder geringfügige Beschäftigung, Teilzeitarbeit sowie Zeitarbeit) aufnehmen müssen, also schlicht geringer bezahlt werden, als wenn sie in Vollzeitarbeitsplätzen beschäftigt würden. Der vom Statistischen Bundesamt gestern in einem Bericht vorgestellte Trend ist eindeutig. Während die "Normalarbeitsverhältnisse" von 1997 bis 2007 um 1,5 Millionen gesunken sind, stieg die Zahl der Beschäftigten in atypischen Arbeitsverhältnissen um 2,58 Millionen an. Allerdings ist die Gesamtzahl der Erwerbstätigen im gleichen Zeitraum um 2,3 Millionen und die der Selbständigen um eine halbe Million auf 3,8 Millionen gestiegen, während sich die Zahl der insgesamt geleisteten Arbeitsstunden der abhängig Beschäftigten nicht geändert hat.

Noch sind 22,5 Millionen der 30,2 Millionen abhängig Beschäftigten in einem Normalarbeitsverhältnis, aber bereits 7,7 Millionen in neuen Beschäftigungsformen – Tendenz steigend. Ihr Anteil stieg in den letzten 10 Jahren von 17,5 Prozent auf 25,5 Prozent. Die neuen Beschäftigungsverhältnisse zeichnen sich dadurch aus, dass die Arbeitnehmer nicht nur meist weniger verdienen, sondern ihr Arbeitsplatz auch nicht vertraglich so gesichert ist wie bei den Normalarbeitsplätzen. "Nur bedingt" seien die neuen Beschäftigungsformen darauf ausgerichtet, schreibt das Statistische Bundesamt, den eigenen Lebensunterhalt sicherzustellen. Die Zahl der "Working Poor" steigt also ebenfalls mit der der prekär Beschäftigten und mit dem Armutsrisiko.

Zwar finanzieren sich 70 % der atypisch Beschäftigten (bei den Normalarfbeitnehmern 99,1 %) "hauptsächlich" über ihre Erwerbstätigkeit. Darunter könnten viele sein, die trotzdem auf staatliche Unterstützung angewiesen sind. Da aber nur 9,3 Prozent der atypisch Beschäftigten Hartz-IV-Leistungen erhalten und nur 7,3 Prozent angeben, hauptsächlich davon zu leben, geht das Statistische Bundesamt davon aus, dass die meisten keine staatliche Unterstützung erhalten. 18 Prozent sollen überwiegend von ihren Angehörigen leben, 1,7 % vorwiegend von nicht Hartz-IV-Sozialleistungen (Elterngeld, BAföG, Vorruhestandsgeld oder Erwerbsminderungsrenten).

Während die Zeitarbeit derzeit am schnellsten wächst, ist der Anteil der Teilzeitbeschäftigen an den sogenannten neuen Beschäftigungsverhältnissen am höchsten. Über 16 Prozent aller abhängig Beschäftigten arbeiten Teilzeit, bereits 9,2 Prozent sind geringfügig und 8,8 Prozent befristet beschäftigt. Der Anteil der Frauen ist noch zweieinhalb Mal so hoch wie der der Männer, aber auch junge Menschen unter 25 Jahren, ältere über 55 Jahre, gering Qualifizierte und Nicht-EU-Ausländer gehören eher zur Schicht der atypisch Beschäftigten.