Mexiko: Killerkommando operierte vom Gefängnis aus

Mexiko versinkt in Gewalt, die Drogenkartelle werden immer mächtiger und arbeiten auch mit der Gefängnisverwaltung zusammen

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Schon länger wird darüber nachgedacht, ob Mexiko in Richtung eines "failed state" geht. Die Drogenbanden kontrollieren schon ganze Gebiete und Städte und haben Verbindungen in die staatlichen Strukturen hinein. Tausende von Morden gibt es jedes Jahr, Menschen werden gefoltert, verstümmelt und liegen lassen, Journalisten und Politiker ermordet, Massenerschießungen durchgeführt, die Gewalt ist außer Rand und Band, eigentlich herrscht eine Art Bürgerkrieg im Nachbarstaat der USA, die mit ihren liberalen Waffengesetzen, den Abschiebungen und dem "Krieg gegen die Drogen" die Ausbreitung der Drogenkartelle und kriminellen Banden nicht nur in Mexiko, sondern auch in den anderen mittelamerikanischen Staaten mit verursacht haben.

Erst vor wenigen Tagen explodierte die erste Autobombe, was Mexiko Ländern wie Afghanistan, Pakistan oder dem Irak näher bringen könnte. Jetzt stellte sich heraus, wie tief staatliche Sicherheitsbehörden mit den Drogenkartellen verbunden sind. Dass Gefängnisse Brutstätten des Verbrechens sind und viele Kriminelle dort ihren Geschäften weiter nachgehen oder Befehle nach außen geben, ist bekannt. Allerdings werden in Mexiko sowieso kaum Kriminelle festgenommen, überführt und eingesperrt. Die Erfolgsrate der Polizei ist extrem niedrig, angeblich sollen nur 2 Prozent der Straftaten in Gefängnisstrafen münden. Aber Gefängnisse halten offenbar die Kriminellen nicht ab, dennoch dem Mordgeschäft nachzugehen.

Die Staatsanwaltschaft hat nun die Direktorin und einige Wächter des Gefängnisses Gomez Palacio im Bundesstaat Durango beschuldigt, Häftlinge, die Drogenkartellen angehören, mit Waffen und Fahrzeugen ausgestattet zu haben, die dann als Killerkommandos loszogen. Sie sollen unter anderem an dem Massaker am 18. Juli in Torreon beteiligt gewesen sein, an dem auf einer Party 17 Menschen getötet und 18 weitere verletzt worden. Die Patronen, die man hier gefunden hat, konnten auf Gewehre des Wachpersonals zurückverfolgt werden. Auch in zwei weiteren Schießereien mit 18 Toten konnte man dies nachweisen. In Durango, im Norden Mexikos, kämpfen die Organisationen oder Banden Pacífico, Chapo Guzmán und Zetas um die Vorherrschaft

Den Häftlingen sei erlaubt worden, das Gefängnis zu verlassen und ihrer "Arbeit" nachzugehen. Die habe eigentlich darin bestanden, Rache an konkurrierenden Banden zu nehmen, auf dem Rückweg in das Gefängnis hätten die Häftlinge jedoch die unschuldigen Menschen auf der Party erschossen. Aufgeflogen scheint das Komplott mit dem Killerkommando zu sein, weil die Drogenband Zetas ein Video im Internet veröffentlichte, in dem ein offensichtlich gefolterter Polizist, der mit Waffen bedroht wurde, von den Machenschaften berichtete. Danach wurde er erschossen. Nach seinen Aussagen hat die Direktorin die Häftlinge, die dem Kartell El Delta angehören, jeden Tag um acht Uhr Abends aus dem Gefängnis gehen lassen und mit Waffen und Fahrzeugen ausgestattet. Der Polizist gab auch zu, für die Organisation gearbeitet zu haben. Wer dem Killerkommando von den Häftlingen des Gefängnisses angehörte, ist noch nicht bekannt.

In Durango sollen nach der Bürgerrechtsorganisation CNDH gerade wieder vier Journalisten verschwunden sein. Man nimmt an, sie seien entführt worden. CNDH wirft der Regierung vor, die Verbrechen gegen Journalisten nicht zu ahnden, weswegen die Angriffe zunehmen. Zudem wurden in den letzten Tagen acht Köpfe an verschiednen Orten in Durango gefunden. Zwei Politiker wurden auch von Bewaffneten auf offener Straße vor ihren Häusern getötet. Der in dem Video gezeigte und exekutierte Polizist war einer von vier, die in den letzten Tagen in Durango verschwunden sind.