Orthodoxes Gen

Der israelische Innenminister versucht, das jüdische Gen und die Problematik der Religionsübertritte zusammenzudenken

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In Israel ruft die Interviewäußerung des "Rassentheoretikers" Sarrazins, wonach alle Juden ein bestimmtes Gen teilen sollen, keine Resonanz ("unnoticed") hervor, berichtet die Zeitung Ha'aretz. In diesem Zusammenhang verweist die Zeitung etwas süffisant auf eine Äußerung des amtierenden Innenministers und Chefs der orthodoxen Shas-Partei, Eli Jishai. Dieser hatte in einem Interview mit der Jerusalem Post zur Frage des Übertritts zum jüdischen Glauben eine laut Interviewer David Horovitz "seltsame Behauptung" aufgestellt, für die er "unbestimmte akademische Forschung" zitierte:

"Wenn ein Konvertit zum orthodoxen Glauben übertritt, dann hat er das jüdische Gen. Wenn er nicht zu den Orthodoxen übertritt, dann hat er das jüdische Gen nicht. So einfach ist das."

Jishai wollte sich damit, wie es aus seinen weiteren Ausführungen klar wird, vor allem gegen den in seinen Augen zu leicht gemachten Übertritt zum reformierten Judentum und der damit einhergehenden Assimilierung von Juden in den USA abgrenzen. Der Übertritt via Reform sei sehr leicht, "leichter noch als in einem Club aufgenommen zu werden". Aber es geht dem Innenminister, der vor kurzem mit seiner Forderung, Migrantenkinder nachhause zu schicken, für Aufruhr und heftigen Protest (u.a. bei der Gattin des Ministerpräsidenten, Sara Netanjahu) sorgte, auch um die Gefahr der Überfremdung und die innere Sicherheit - ein Thema, an dem Innenminister überall ihren Narren fressen.

Würde Israel Übertritte zum reformierten Glauben zulassen, dann hätte man sehr bald 100. 000 ausländische Arbeitskräfte, die konvertieren. Es würde dann kein Ende geben, so Jishai, man würde den jüdischen Charakter des jüdischen Staates verlieren:

"Ausländische Arbeiter und Palästinenser würden den Übertritt dazu nutzen, um hierzubleiben."