China wertet auf

Volksrepublik nimmt ein klein wenig Druck aus dem Streit um die Wechselkurse

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Von „Währungskrieg“ (Brasiliens Finanzminister Guido Mantega) ist in den letzten Tagen die Rede gewesen. Im System der Wechselkurse hat es mächtig zu knirschen begonnen. Der Euro wird gegenüber dem US-Dollar wieder kräftig nach oben gedrückt, aber auch Schwellenländer wie Brasilien kämpfen mit Aufwertung ihrer Währungen, die die Position ihrer Exporteure auf dem Weltmarkt gefährdet.

Hiesige Politiker haben die Volksrepublik China als Hauptschuldigen ausgemacht, konnten aber bei Gesprächen mit dem chinesischen Ministerpräsidenten keine konkreten Zugeständnisse erreichen. Doch am heutigen Freitag hat Beijing (Peking) dann doch etwas Luft aus dem aufgeheizten Streit gelassen. Pünktlich zur am Wochenende stattfinden Jahrestagung von Weltbank und Internationalem Währungsfonds (IWF) wurde ein relativ großer Schritt von 0,31 Prozent Aufwertung des Yuans gegenüber dem US-Dollar zugelassen, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet.

China hat seine Währung schon seit Anfang der 1990er an den Dollar angebunden. 2005 wurde die Bindung etwa gelockert, in dem eine Schwankungsbreite von derzeit 0,5 Prozent nach oben und unten um einen jeweils festgelegten Referenzwert zugelassen wurde. In den Folgejahren gab es eine Aufwertung von 8,28 Yuan/Dollar auf ca. 6,83 Yuan/Dollar, die sich in Minischritten vollzog. 2008 wurde der Kurs mit Ausbruch der Finanzkrise wieder fixiert, um die Turbulenzen auf den Kapitalmärkten im Schach zu halten und sicherlich auch, um Sicherheit für Chinas Exporteure zu schaffen. Im Sommer 2010 ist Beijing wieder zum vorherigen System zurückgekehrt und hat seit dem eine Aufwertung um 2,3 bzw. mit den jüngsten Zahlen 2,63 Prozent zugelassen.

Aber nicht nur China sträubt sich gegen eine zu schnelle Aufwertung seiner Währung. Laut Bloomberg erklärte Russlands Finanzminister Dimitri Pankin am Freitag im Vorfeld des Washingtoner Treffens, dass sich Brasilien, Russland, Indien und China, die sogenannten BRIC-Länder, gemeinsam gegen die Forderungen der US-Regierung nach Lockerung der Währungskontrollen wehren wollen.

Brasilen erlebt derzeit wie einige seiner Nachbarländer einen ungewohnten Aufwertungsdruck, der seine Ausfuhren verteuern könnte. Die Kapitalzuflüsse nach Lateinamerika betrugen im ersten Halbjahr 2010 rund 91 Milliarden US-Dollar, womit sie sich gegenüber dem Vorjahr fast vervierfacht haben, schreibt die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf den IWF. Die Nachfrage nach den lokalen Währungen, die damit einhergeht, erhöht deren Außenwert und verteuert die Exporte. Ursache scheinen neben dem Boom in Brasilien Ängste europäischer und nordamerikanischer Anleger und Fonds vor den heimischen Unsicherheiten zu sein.