Informationsgespräche über den Euro

Spar-Fuchs enttarnt Mario Monti als möglichen Hakluyt-&-Company-Redner

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Vor zwei Wochen machte das Portal Abgeordnetenwatch.de bekannt, dass der CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Fuchs eine ganze Reihe gut bezahlter Vorträge für die Londoner Beratungsfirma Hakluyt & Company hielt, die von ehemaligen Mitarbeitern des britischen Auslandsgeheimdiensts MI6 mitgegründet wurde. Das war bislang deshalb nicht weiter aufgefallen, weil auf der Bundestags-Website bis letzte Woche nicht "Hakluyt & Company", sondern "Hakluyt Society, London" stand. Erst als Abgeordnetenwatch.de bei dieser traditionsreichen geografischen Gesellschaft nachfragten, wurde der Irrtum offenbar: Bei der Hakluyt Society kannte man nämlich keinen gut bezahlten Redner namens Fuchs.

Wie der Eintrag beim Bundestag zustande kam, ist nicht ganz klar. Mutmaßungen dazu dienen Fuchs als Anlass für teure Abmahnungen, die er nicht nur an Abgeordnetenwatch.de, sondern auch an Netzpolitik.org verschickte. Fuchs ist nämlich der Meinung, er habe trotz einer gewissen begrifflichen Sparsamkeit alle Fragebögen zu seinen Nebeneinkünften zureichend korrekt ausgefüllt und wenn überhaupt jemand, dann habe die Bundestagsverwaltung den falschen Eindruck zu verantworten, der hinsichtlich seiner Vortragstätigkeiten entstand.

Zur Frage, warum er so viele gut bezahlte Vorträge für ein Unternehmen hielt, dass in die Schlagzeilen geriet, weil ein Mitarbeiter als Spitzel bei Greenpeace aufflog, war bislang wenig von ihm zu lesen. Erst jetzt konnte ihm die Süddeutsche Zeitung eine einigermaßen aufschlussreiche Stellungnahme dazu entlocken: Danach habe er "erst durch die jetzige Debatte" von der "über zehn Jahre zurückliegenden Greenpeace-Überwachung und der Gründung durch ehemalige MI6-Mitarbeiter […] erfahren". Die Veranstaltungen dort seien "reine Informationsgespräche [gewesen], bei denen sich Firmen etwa für die Situation in Deutschland oder den Euro interessieren".

Außerdem, so Fuchs zur Süddeutschen, säßen der ehemalige NATO-Generalsekretär Javier Solana und der frühere BDI-Chef Hans-Peter Keitel im Aufsichtsrat des Beratungsunternehmens und einmal habe man ihn sogar eingeladen "zusammen mit Mario Monti eine Rede zu halten". Dass auch der italienische Ex-Ministerpräsident, der als "internationaler Berater" für die Investmentbank Goldman Sachs fungierte (oder noch fungiert), Vorträge bei der Beratungsfirma im britischen Geheimdinestdunstkreis halten soll, ist potenziell durchaus interessanter als das, was der eher farblose Fuchs dieser Gruppe an Informationen geliefert haben könnte. Monti selbst war für eine Stellungnahme dazu bislang nicht erreichbar.