Skyfall – Zeuge Kramer fällt tief

Im Luxemburger Geheimdienstprozess würde "M" deutsche Akten blockieren

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Als vor zwei Monaten eine eidesstattliche Versicherung eines angeblichen Historikers gemeldet wurde, der eine Verwicklung deutscher Geheimdienste in die Luxemburger Attentate und weitere bekundete, waren die Erwartungen hoch. Vor Gericht machte der unter Eid stehende Zeuge Andreas Kramer einen eher verschrobenen Eindruck, trug extrem dick auf und bat am Ende seiner Aussage die Zuschauer sogar um Applaus, den er dann prompt erhielt.

Das einzige echte hervorgekramerte Puzzlestück scheint die dem Autor von gut informierten Greisen bestätigte Tätigkeit des Vaters beim BND zu sein, was aber nicht viel heißt. Schon aufgrund seines niedrigen Rangs als Hauptmann dürfte Kramer senior in der 6.000 Mäuler versorgenden Spionagebehörde keine Aufgabe auf Planungsebene inne gehabt haben. 99% aller nachrichtendienstlichen Verwendungen sind so spannend wie eine Tätigkeit im Ausgleichsamt. Agent Kramer wechselte denn auch den Schlapphut gegen den Helm und beendete seine Karriere in der Bundeswehrverwaltung.

Die Glaubwürdigkeit des Zeugen Kramer wurde inzwischen von seiner Familie, durch behördliche Ermittlungen und durch Recherche auf den Nullpunkt abgesenkt. Was Kramer über die Luxemburger Attentate zum Besten gab, hat er sich offensichtlich angelesen oder zusammengereimt. Hochstapler, die sich im schillernden Glanz der Geheimdienst-Halbwelt sonnen, sind alles andere als selten, wobei es schon ungewöhnlich ist, wenn solche sich unter Eid ohne Vorteile sehenden Auges strafbar machen. Der dringend gebotenen Aufklärung hat Kramer einen Bärendienst erwiesen.

Der Reinfall mit dem unzuverlässigen Zeugen ändert allerdings nichts daran, dass die nationalen Stay Behind-Gruppen untereinander kooperierten und gemeinsame Manöver durchführten – Manöver, die nach genau dem aussehen, was in Luxemburg zwischen 1984 und 1986 passiert ist. Wer die vier deutschen Schlapphüte sind, die 1987 im deutsch-luxemburgischen Grenzgebiet ein Partisanenkriegsspiel vorbereitet haben, wird absehbar kaum zu ermitteln sein. Als Zeugen in Luxemburg würden sie ohnehin ausfallen, denn hierzu wäre bei Beamten eine Aussagegenehmigung vonnöten, mit der nicht zu rechnen ist. Die oberste Vorgesetzte des dem Bundeskanzleramt unterstellten Geheimdienstes, eine gewisse "M", pflegt selbst bei hochbetagten Akten Sperrerklärungen abzugeben.