Australischer Ökonom Steve Keen sah als erster die Weltfinanzkrise voraus

Alternative Wirtschaftswissenschaftler haben Keen für seine grundlegenden Arbeiten zur Instabilität der Weltfinanzordnung und für seine frühen Warnungen vor der Subprime-Krise ausgezeichnet

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Im internationalen Wettbewerb um den "Revere Award for Economics" folgten Nouriel Roubini und Dean Baker auf dem zweiten und dritten Platz.

Steve Keen lehrt als Professor für Wirtschafts- und Finanzwissenschaften an der University of Western Sydney. Seit Mitte der 1990er Jahre legte er wiederholt theoretische und empirische Forschungsarbeiten vor, in denen er sich mit der Krisenanfälligkeit der existierenden Weltfinanzwirtschaft beschäftigte und gegen die Stabilitätsannahme bei freien Finanzmärkten argumentierte. 2005 warnte er vor einem unmittelbar bevorstehenden Zusammenbruch. Gleichzeitig startete er das Internetblog Debtdeflation, veröffentlichte seinen monatlich erscheinenden Informationsdienst DebtWatch Report und begann so seine Thesen in australischen und internationalen Medien zu verbreiten. Einer breiteren Öffentlichkeit wurde er durch sein populäres Buch "Debunking Economics. The Naked Emperor of the Social Sciences" bekannt, in dem er seine grundsätzliche Kritik am ökonomischen Mainstream formulierte und alternative wirtschaftswissenschaftliche Ansätze vorstellte.

Im von der Fachzeitschrift Real Word Economics Review (RWER) ausgeschriebenen Wettbewerb „Revere Award for Economics“ ( Krugman, Roubini, Soros, Stiglitz ... setzte sich Keen klar gegen elf weitere Namen auf der Vorschlagsliste durch. Bei insgesamt mehr als 2.500 Personen, die sich an dem Online-Voting beteiligten, erhielt er von fast jedem zweiten eine Stimme. Auf Platz 2 folgte mit deutlichen Abstand der US-amerikanische Volkswirt Nouriel Roubini und auf Platz 3 Dean Baker vom Center for Economic and Policy Research, einem linksliberalen Thinktank in den USA. Abgeschlagen blieben bekanntere Wirtschaftswissenschaftler wie Joseph Stiglitz, Paul Krugman oder George Soros.

Edward Fullbrook, Herausgeber der Zeitschrift RWER, begrüßte das Abstimmungsergebnis und betonte, dass mit Keen, Roubini und Baker die drei Ökonomen geehrt werden, die früh und überzeugend die Weltfinanzkrise vorhergesagt hatten: "Hätten die Mächtigen der Welt diesen drei Personen zugehört oder den anderen Finalisten an Stelle von Greenspan, Summers und der ganzen Bande, der Zusammenbruch und all das damit verbundene menschliche Elend hätten vermieden werden können."

In einem ersten Wettbewerb der Fachzeitschrift Anfang des Jahres waren der frühere US-Notenbankchef Alan Greenspan zusammen mit dem ehemaligen US-Finanzminister Larry Summers und dem Wirtschaftsnobelpreisträger Milton Friedmann zu den Hauptverantwortlichen der Krise gewählt worden. Fullbrock ergänzte, dass den geehrten Wirtschaftswissenschaftlern und ihren Thesen nun die notwendige Aufmerksamkeit für ihre Fachkompetenz und ihren Mut sowohl in der Wissenschaft als auch in der breiteren Öffentlichkeit zuteil werden sollte.