Kirchliches Berufsverbot für den schwulen Theologen David Berger

Ein Kurzkommentar zu Repression und Heuchelei im Bistum Köln

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Das Erzbistum Köln hat dem Theologen David Berger die Erlaubnis zur Tätigkeit als katholischer Religionslehrer entzogen. Zuletzt war dort ein in seiner Gemeinde sehr beliebter Kandidat schon deshalb nicht zur Diakonatsweihe zugelassen worden, weil er in einer Aufklärungsschrift sachlich darüber informiert hatte, dass es auch Männer gibt, die Männer lieben. Zwischen dem europäischen Menschen- und Bürgerrechtsstandard und der röm.-kath. Willkürpraxis klafft schon lange ein abgrundtiefer Graben. Nun wäre es endlich einmal an der Zeit, dass sich das Zentralkomitee der Katholiken zu diesem großen Ärgernis zu Wort meldet.

Im jüngsten Fall zeigt sich auch einmal mehr, wie unter Kardinal Meisner jede Freiheit des Glaubens im Bistum Köln erstickt und unverdrossen eine große Heuchelei betrieben wird. Bisweilen behauptet der Erzbischof z.B., er weihe keine Homosexuellen zu Priestern. Indessen hatte J. Meisner schon als Bischof zu DDR-Zeiten homosexuelle Priesteramtskandidaten. Im Erzbistum Köln würde heute die römisch-katholische Seelsorge ohne die homosexuell orientierten Priester augenblicklich zusammenbrechen.

Die irrationale, geradezu hysterische Angst vor der Homosexualität auf Seiten der kirchlichen Hierarchie verdeckt einen großen Schatten, wirkt als Blockade bei zentralen Reformerfordernissen (Zölibat, Gleichberechtigung der Frauen) und treibt die Kirche auf eine nächste Skandalwelle zu. In den Gemeinden unten ist die Akzeptanz der homosexuellen Liebe, die auch jüngst das Memorandum von über 300 röm.-kath. TheologieprofessorInnen eingefordert hat, schon seit Ende des letzten Jahrhunderts eine pure Selbstverständlichkeit. Sehr viele Gläubige wissen um eine homosexuelle Orientierung unzähliger guter Seelsorger und empfinden diese in keiner Weise als etwas Negatives.

Die von Kardinal Meisner wiederholt vorgetragenen Thesen zur Homosexualität sind fundamentalistisch. Sie halten einer theologischen und humanwissenschaftlichen Überprüfung in keiner Weise stand. Nicht zuletzt erfordert es die Prävention von sexualisierter Gewalt im Raum der Kirche, dass endlich ein angstfreier Umgang mit der gleichgeschlechtlichen Liebe auch in der Kirchenleitung zur Norm wird. Unterdrückte Reifungsprozesse, Heimlichkeit, Denunziationen und Repressionen in dieser Frage widersprechen dem Geist der Frohen Botschaft und können sich nirgendwo auf Jesus von Nazareth berufen.

Die soziologische Mono- bzw. Homosexualität der reinen Männerherrschaft in der Römischen Kirche und die Erpressbarkeit schwuler Theologen sind Grundpfeiler eines nicht mehr zukunftsträchtigen Kirchenmodells. Hier hat gerade David Berger mit seinem Buch "Der heilige Schein" für noch mehr Aufklärung gesorgt (dazu s.a. auch das Gespräch mit David Berger: "Vom Weltjudentum gesteuerte Attacke auf Kirche und Papst"). Das ist der eigentliche Grund des Missio-Entzuges.