Urwald im Tank

Die Beimischungsquote von Agrodiesel fördert nach einem Bericht von Grenpeace die Zerstörung der Urwälder

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Die Diskussion darum, dass sogenannte Bio-Kraftstoffe die Preise für Grundnahrungsmittel in die Höhe treiben und damit den weltweiten Hunger vergrößert, ist mit der Krise weitgehend aus den Schlagzeilen verbannt worden. Aufgrund der gesunkenen Nachfrage nach Energie ist neben dem Klimawandel vor allem die Krise derzeit dafür verantwortlich, dass immer mehr Menschen an Hunger leiden. Auf dem Welternährungsgipfel in Rom wurde deutlich, dass Biosprit, Klimawandel und die Krise den Hunger weltweit auf ein nie dagewesenes Niveau gebracht haben. Die Zahl der Hungernden ist auf mehr als eine Milliarde gestiegen - und das, obwohl die industrialisierte Landwirtschaft immer produktiver wird.

Nun hat die Umweltschutzorganisation Greenpeace darauf aufmerksam gemacht, dass der deutsche Autofahrer gezwungen wird, Palmöl zu tanken, das zum Teil aus der Zerstörung von Urwäldern stammt. Immer wieder haben Umweltschützer kritisiert, dass im Namen des Klimaschutzes die Vernichtung tropischer Urwälder vorangetrieben wird.

Greenpeace hat über den Zeitraum von einem Jahr 160 Diesel-Tests an 80 Tankstellen im ganzen Bundesgebiet gemacht. Dabei sei sowohl Sommer- als auch Winterdiesel vom unabhängigen Labor ASG Analytik analysiert worden. Dem Diesel wurde, so das Ergebnis, nach dem Beimischungsgesetz 7% des so genannten Agrodiesels zugesetzt. "Die Tests zeigen, dass dieser Anteil durchschnittlich aus sechs Prozent Palmöl und elf Prozent Sojaöl besteht", berichtet Greenpeace. In Indonesien und Argentinien würden Urwälder vernichtet, um auf diesen Flächen Energiepflanzen für Agrodiesel anzubauen, weshalb Greenpeace "die Abschaffung der gesetzlich verpflichtenden Beimischungsquote" fordert. Ohnehin ist inzwischen bekannt, dass die Klimabilanz von Biotreibstoffen außerordentlich schlecht ist.

In Entwicklungsländern müsse eine Anbaufläche zur Verfügung gestellt werden, die doppelt so groß wie das Saarland sei, damit sich nach dieser Quote deutsche Dieselautos bewegen. "Politiker haben mit der Beimischungspflicht eine Nachfrage geschaffen, die nicht aus heimischen Rohstoffen zu bedienen ist." Die Nachhaltigkeitsverordnung sei zu schwach, um die Urwälder vor der Vernichtung zu schützen und sie diene "Unternehmen und Politikern als grünes Feigenblatt und kreiert die Illusion, das Problem der Urwaldzerstörung sei gelöst", kritisiert Greenpeace. Wer Klimaschutz ernst nehme, müsse sich für verbrauchsarme Autos und alternative Verkehrskonzepte und Antriebe einsetzen.

In Indonesien müsse die Umwandlung von Regenwäldern sofort gestoppt werden. Jede Minute werde eine Fläche zerstört, die so groß wie fünf Fußballfelder sei, was dramatisch für das globale Klima sei. "Diese Wälder mit meterdicken Torfböden speichern große Mengen an Kohlenstoff." Werde der Wald gerodet und das Land entwässert, zersetze sich der Kohlenstoff und beschleunige als Kohlendioxid den Klimawandel. Dazu geht auch die Lebensgrundlage von vielen bedrohten Tierarten wie dem Orang-Utan oder Sumatra-Tiger verloren.