Meeresfrüchte à la BP?

Zwei Jahre nach dem Deep Horizon-Unglück im Golf von Mexiko befürchten Fischer und Wissenschaftler, dass beobachtete Deformationen von Shrimps, Krabben und Fischen mit der Ölkatastrophe in Zusammenhang stehen

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Auf den Tag genau zwei Jahre später nach dem Blow Out der Ölplattform Deep Water Horizon sieht es einerseits so aus, als ob der Energiekonzern BP kurz vor einer Einigung mit privaten Klägern wäre. BP-Anwälte sowie die anwaltschaftlichen Vertreter von 100.000 Klägern präsentierten dem Richter ein gemeinsam vereinbartes Entschädigungsangebot in Höhe von 7,8 Milliarden Dollar. Der Fischerbranche sollen 2.3 Milliarden Dollar zukommen. Die Entscheidung des Richters Carl Barbier steht noch aus.

Andrerseits zirkulierten gestern Meldungen, die erneut darauf aufmerksam machen, dass das wochenlang andauernde Ausströmen von Öl im Golf von Mexiko und die Bekämpfung der Ölpest mit giftigen Dispergatoren möglicherweise doch im Ökosystem des Meeres größere und langanhaltende Schäden ausgelöst hat. Dies war von Meeresforschern als Befürchtung immer wieder geäußert worden, demgegenüber gab es jedoch von offiziellen Stellen gute Nachrichten, wonach sich der Großteil des gigantischen Ölteppichs mehr oder weniger in Luft aufgelöst hätte - und bitteschön damit auch solche Befürchtungen ( BP und US-Regierung: Mission accomplished?).

Sehr deutlich ist diese vom politisch gefragten Good Will - schließlich setzt die US-Regierung auf die Fortsetzung von Ölbohrungen vor den Küsten - und größeren Geschäftsinteressen ( Das Öl, die Interessen und das Meer) befeuerte Zuversicht in einer aktuellen Business-News zu lesen, im Titel: "Oil-spill healing continues" und im Text: "Thanks partly to nature’s resilience, some progress has been made. The gulf is open to fishing and beaches are mostly clean."

Neuere Berichte von Fischern und Wissenschaftlern künden dem Widersprechendes über die Schäden, die das Öl und die Dispergatoren im Golf angerichtet haben. Fischer beobachten, dass ein beträchtlicher Teil ihrer Shrimps-, Krabben und Fischfänge auffällige Deformationen aufweisen, Untersuchungen von Meeresforschern bestätigen diese Phänomene zum Teil, wenn auch nicht in dem Ausmaß, wie dies von Fischern berichtet wird. Geäußert wird die Befürchtung, dass die Schäden ursächlich mit der Ölkatastrophe zu tun haben und möglicherweise bereits genetische Veränderungen indizieren.

Ausführlich und im Detail ist das bei al-Jazeera nachzulesen ( Gulf seafood deformities alarm scientists) und in Berichten, die von Nachrichtenagenturen verbreitet werden ( 2 years later, fish sick near BP oil spill site). Letztere mahnen zur Vorsicht. Die Beweise für einen ursächlichen Zusammenhang der beobachteten Deformationen (Shrimps ohne Augen, Krabben mit fehlenden Zangenarmen, Fische ohne Flossen bzw. mit auffallenden Wunden) seien nicht stichfest, sondern lediglich ein "Verdacht". Sollten sich dieser allerdings bestätigen, dann würde dies bedeuten, dass das Bild zwei Jahre nach der Katastrophe nicht "so rosig" ist, wie das vor einem Jahr noch so aussehen mochte.